Romane

Lesekino , das an Gefühl kaum zu überbieten ist

Vor neun Jahren war Alex, mittlerweile Anfang 30, noch glücklich. Damals, vor einer gefühlten halben Ewigkeit, als er und Jody, seine große Liebe, beschlossen zu heiraten und eine Familie zu gründen. Nur wenige Monate später wurde ihr Sohn geboren und alles schien perfekt - jedenfalls bis zu dem Tag, als bei Sam Autismus diagnostiziert wird. Eine Zerreißprobe für die Familie. Inzwischen ist Alex aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und die Ehe mit Jody steht kurz vor dem Aus. Dabei liebt Alex seine Frau, hat aber vergessen, wie man das zeigt. Und er liebt Sam, versteht ihn aber nicht. Es muss sich etwas ändern. Angefangen bei Alex selbst. Statt die meiste Zeit des Tages zu arbeiten, verbringt Alex seine Nachmittage fortan mit Sam. Mit ungeahnten Folgen für sie beide.

Sie gehen in den Park und spielen Ball. Anschließend noch ins Café auf eine Tasse aufgeschäumte Milch. Doch schon bald kommt es zu Problemen. Sam ist clever und liebenswert, allerdings auch unberechenbar. Niemals weiß Alex, wann sein Sohn explodiert. Vor dem Fernseher jedoch will er Sam ebenso wenig setzen. Da entdeckt Sam das Computerspiel "Minecraft". Endlich findet er darin eine Umgebung, die kontrollierbar ist und zugleich seine Fantasie aufblühen lässt. Denn die Welt ist für Sam ein Rätsel, das er allein nicht lösen kann. Im Gegensatz zur virtuellen Realität. Alex und Sam bauen gemeinsam Burgen und nähern sich immer weiter an. Alex beginnt zu verstehen, dass Sam kein Problem darstellt, sondern ein wunderbarer Mensch ist, der versucht, seinen Platz zu finden ...

Vorsicht, Taschentuchalarm! Keith Stuarts Romane lassen selbst Männer ganze Sturzbäche von Tränen weinen. "Tage mit Sam" steckt voller Traurigkeit, aber auch Hoffnung. Die Story ist wie eine warme Umarmung von einem lieben Menschen. Man will nicht, dass sie endet. Der Autor schreibt mindestens in der Champions(schriftsteller)league Großbritanniens. Seine Bücher bringen das Herz zum Hüpfen und lösen wahre Glücksgefühle aus. Nach der letzten Seite ist einem regelrecht schwindelig ob solch eines grandiosen Leseerlebnisses. Noch Stunden und Tage später fällt es schwer, in das alte Leben zurückzukehren. Denn Stuart sorgt nicht nur für witzig-spritzigen Lesespaß mit Tiefgang. Er öffnet uns außerdem den Blick für alles abseits der Norm, für das Ungewöhnliche.

Eine emotionale Achterbahnfahrt à la Nick Hornby - mit "Tage mit Sam" gelingt Keith Stuart das berührendste und zugleich amüsanteste Debüt seit "High Fidelity". Ab dem ersten Satz bleibt garantiert kein Auge trocken. Denn diese Geschichte ist zum Weinen, zum Lachen, zum Seufzen schön. Diese bedeutet Unterhaltung, in die man sich einfach verlieben muss, und zwar Hals über Kopf.

Susann Fleischer
05.12.2016

 
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Das Buch:

Keith Stuart: Tage mit Sam. Aus dem Englischen von Heike Reissig

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München: Manhattan Verlag 2016
480 S., € 16,99
ISBN: 978-3-442-54780-7

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