Romane

Magische Momente aus Schweden - ein zauberhaftes Märchen für Erwachsene

Nach 25 Berufsjahren als Zauberer ist Anton ziemlich weit unten angekommen. Viel tiefer geht nicht mehr. Ganz anders als sein Jugendfreund Sebastian, der gemeinsam mit Charlotta, Antons Ex-Freundin, eine Topkarriere als Illusionisten-Duo hingelegt hat, mit ausverkauften Sälen, Fernsehauftritten und Prominentenstatus in den bunten Blättern. Anton dagegen tingelt jahrein jahraus durchs Land; an die hundert Auftritte pro Jahr unter teilweise demütigenden Umständen muss er absolvieren, um die Miete für seine bescheidene Wohnung in Stockholm zusammenzukratzen. Seinen Geburtstag verbringt Anton auf einer Raststätte, irgendwo im Nirgendwo. Anton will nur noch nach Hause. Allerdings soll er dort nie ankommen. Ein Chesterfieldsofa bereitet der Autofahrt ein jähes Ende.

Weil sein VW Passat kaputt ist, macht sich Anton zu Fuß auf den Weg; irgendwen wird er in der Einöde schon treffen. Da steht auf einer nebelverhangenen, moosbewachsenen Lichtung ein kleines Mädchen. Und es hat eine Bitte: "Ich brauche sieben verschiedene Blumen, die ich in der Mittsommernacht unter mein Kopfkissen legen kann. Wollen Sie mir suchen helfen?" Nein, will Anton nicht und läuft weiter durch den Wald. Als er schließlich im Haus eines alten Ehepaars landet, glaubt er, das Abenteuer halbwegs glücklich bewältigt zu haben. Welch ein Irrtum! Gunnar und Greta machen ihm klar, dass er sich in einem magischen (aber sehr realen!) Land befindet, wo es von Fabelwesen nur so wimmelt: Und sie eröffnen ihn, dass Anton mit einem Todesfluch belegt ist. Eine mittlere Katastrophe, oder?

Von nun an geht in Anton Leben alles schief, was nur schiefgehen kann. Kaum ist sein Auto repariert, stürzt es in den Kanal und versinkt. Dinge gehen kaputt, Auftritte werden abgesagt. Sein Agent Pontus kündigt ihm die Zusammenarbeit auf. Um die schreckliche Weissagung zu bannen, muss Anton die merkwürdigsten Prüfungen und Mutproben bestehen: Sieben Blumen für die Waldfee! Trauerschmuck für Ingrod! Liebesglück für den Wiedergänger und die Straßenläuferin! Duell mit dem Tränentriefer! Um nur ein paar zu nennen. Dann - und nur dann! : werde die Königin des Waldes, genannt "das Miststück", ihn retten. Vielleicht, sicher ist das nämlich auch nicht ...

Unterhaltung, wie sie witziger und spritziger kaum sein könnte - die Romane von Lars Vasa Johansson wirken wie ein Antidepressivum. Während und nach der Lektüre ist nichts in Sicht von einer Laus auf der Leber. "Anton hat kein Glück" ist die Buchentdeckung 2016. Ein amüsanteres Lesevergnügen hat man wohl noch nie in die Hände gekriegt. Dem schwedischen Autor gelingt mit seinen Geschichten ein literarisches Juwel wie sonst nur noch einem Jonas Jonasson und wenigen anderen Schriftstellerkollegen. Dieses Debüt bedeutet Lesespaß, der vor allem eins ist: herrlich schräg und außerdem herz- und lachmuskelerschütternd. So viel Humor, Phantasie und auch Gefühl steckt nicht alle Tage zwischen zwei Buchdeckeln. Die Geschichten aus Johanssons Feder machen einen ganz schwindelig.

So etwas wie Langeweile? Definitiv nicht dank Lars Vasa Johansson! Ab dem ersten Satz von "Anton hat kein Glück" hält es einen vor lauter Lesebegeisterung einfach nicht mehr auf der Couch. Literatur war selten so abgedreht, so originell, so genial und gleichzeitig komisch wie hier. Noch Stunden und Tage, nachdem das vorliegende Buch längst weggelegt ist, hat man einen gehörigen Muskelkater - und die wohl beste Laune des Lebens.

Susann Fleischer
28.11.2016

 
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Das Buch:

Lars Vasa Johansson: Anton hat kein Glück. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein, Antje Rieck-Blankenburg

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Reinbek: Wunderlich Verlag 2016
416 S., € 19,95
ISBN: 978-3-8052-0387-6

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