Romane

Tom Knight , der Held aller Frauen

Der Scheitel weicht, scharfe Falten winken, das rechte Knie zieht. Doch Tom Knight, nördlich der 70, fühlt sich fit wie höchstens 60. Gut, dass er die mit 53 Jahren unverschämt junge Fran, die er beim Online-Dating kennengelernt hat, für diesen Abend zum Diner lädt. Gut vor allem, dass er Fran gegenüber sein Alter mit 59 angegeben hat. Keine Lüge, nein, nein - Knight ist Weltmann, übrigens noch beruflich aktiv und schlagfertig als eine Art privater Ermittler -, vielmehr taktische Noblesse gegenüber einer tollen Frau. Seinen Stock wird Knight übrigens bald schon "einsetzen" müssen. Denn Fran wird kurze Zeit später verdächtigt, gleich drei Insassinnen des Altenheimes, in dem sie arbeitet, ermordet zu haben. Das darf doch wohl nicht wahr sein, oder?!

Knight kann und will nicht glauben, dass Fran eine eiskalte Serienkillerin sein soll. Während sie hinter Gittern auf ein Wunder wartet, macht sich Knight auf die Suche nach dem wahren Täter. Gar keine so leichte Aufgabe, wie sich schneller als gehofft herausstellt. Knight scheint einem Gespenst nachzujagen. Aber er ist nicht gewillt, aufzugeben. Kurzerhand schleust sich Knight undercover ins Altenheim ein. Was er erfährt, lässt ihm die Haare zu Berge stehen. Im "New Horizonts" hatte offenbar niemand eine weiße Weste. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Mörder endlich gefasst ist. Und es wäre besser, wenn das gestern geschieht und nicht erst morgen. Dumm nur, dass eine heiße Spur auch nach einer Woche der Ermittlungsarbeit fehlt.

Dabei steht noch ein gemeinsames Essen mit Fran an, und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Der Spargel wartet im Kühlschrank, die Bonmots sind gewetzt, eine Packung Viagra liegt, elegant versteckt, durchaus in Reichweite. Man weiß ja nie ... Und Tom Knight will niemanden enttäuschen. Knights größter Vorteil: Trotz seines fortgeschrittenen Alters gehört er längst nicht zum alten Eisen. Auch wenn er als quasi Privatdetektiv im Dienste Frans im Rollstuhl sitzt und sich blasser schminkt als üblich. Die Liebe einer Frau geht schließlich nicht immer nur durch den Magen, sondern auch (zumindest in diesem Fall) durch offene Gefängnistore ...

So viel amüsante Unterhaltung wie in "Alte Schule" steht definitiv nicht alle Tage zwischen zwei Buchdeckeln. Charles Hodges sorgt mit seinem Debüt für beste Laune, selbst beim schlimmsten Miesepeter. Ab dem ersten Satz hat weder eine Laus auf der Leber noch Langeweile auch nur den Hauch einer Chance. Kein Wunder, bei so genialem Humor, den man hier in die Hand bekommt. Der Autor schreibt Geschichten, die Herz und Zwerchfell bewegen - und zwar über alle Maßen. Einen Roman von Hodges aufgeschlagen, und der Lesespaß findet so schnell kein Ende mehr. Mit Tom Knight haben wir nun einen Helden, der garantiert schon bald Kultstatus besitzen wird wie Allan Karlsson, Jonas Jonassons "Hundertjähriger, der aus dem Fenster stieg und verschwand".

"Alte Schule" - was für ein herrliches Lesevergnügen, nämlich ein herrlich schräges und außerdem ein ziemlich turbulentes. Charles Hodges´ Bücher sind vor allem eins: witzig und noch spritziger. Nach wenigen Seiten ist man ganz beschwipst, so als hätte man mehrere Gläser Champagner auf ex getrunken. Noch Tage nach der Lektüre rennt man breitgrinsend wie ein Honigkuchenpferd durch die Welt und kann es kaum erwarten, bis eine weitere Geschichte mit Tom Knight erscheint. Seine Abenteuer darf man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen.

Susann Fleischer
29.08.2016

 
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Das Buch:

Charles Hodges: Alte Schule. Aus dem Englischen von Andrea Kunstmann

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München: Heyne Verlag 2016
368 S., € 14,99
ISBN: 978-3-453-27076-3

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