Romane

Beginn einer fantastischen Jagd mit einer Prise Horror

Ludwig van Normayenn zieht auf der Jagd nach einer ganz besonderen Beute durch die Lande. Als Seelenfänger ist er nämlich in der Lage, Seelen zu erkennen, die noch in der Welt der Lebenden verweilen. Immer dann, wenn er auf dunkle Seelen trifft, die Menschen schaden, nimmt er den Kampf gegen sie auf. Doch in einigen Fürstentümern werden Seelenfänger bestenfalls mit gemischten Gefühlen oder sogar mit offener Feindseligkeit empfangen. Da Ludwig zudem das Talent hat, sich mächtige Feinde zu machen, muss er sich nicht nur dunkler Seelen, sondern auch zahlreicher anderer Gegner erwehren.

Alexey Pehov ist mit seinen Zyklen "Die Chroniken von Siala" sowie "Die Chroniken von Hara" zu einem der erfolgreichsten fantastischen Autoren Russlands avanciert. Mit "Schwarzer Dolch" legt er den ersten Teil seiner neuen Serie "Chroniken der Seelenfänger" vor, der Fantasyfans viel zu bieten hat. Das beginnt bereits bei der vielschichtigen Hauptfigur Ludwig van Normayenn aus deren Perspektive der Ich-Erzähler die Ereignisse schildert. Diesen Charakter lässt Pehov - mit mehreren teilweise überaus ungewöhnlichen Begleitern wie einer unheiligen, beseelten Vogelscheuche - in einer komplexen Welt agieren. Diese erinnert zwar an das Mittelalter, ist insgesamt aber durchaus eigenständig. Dabei vermischt der Autor Teile der historischen Realität - wie das Christentum - mit zahlreichen fiktiven Elementen sowie etwas Magie. Als hilfreiche Orientierung für den Leser dient ein umfangreiches Glossar am Ende des Buches. Die oft düstere, aber insgesamt sehr stimmige Atmosphäre kombiniert der Autor gekonnt mit spannenden Sequenzen. Zudem würzt er sein Werk mit einer Prise Horror, etwas Komik sowie zahlreichen ansprechenden und unverbrauchten Ideen.

Aufmerksame Leser dürften bei der Lektüre des Buchs in ein oder zwei Passagen kleinere Anschlussfehler finden - etwa wenn ein besonderer, vor der Flucht fallengelassener Dolch in der übernächsten Sequenz wieder als Waffe dient. Bei einem mehr als 470 Seiten langen Roman ist das aber durchaus verzeihlich. Etwas ungewöhnlich ist die Struktur von Alexey Pehovs Werk. Die sechs großen Kapitel von "Schwarzer Dolch" sind nämlich eher lose miteinander verbunden und bieten jeweils für sich Einleitung, Hauptteil und Schluss. Damit wirken sie teilweise eher wie ein halbes Dutzend Erzählungen als Teile eines Romans.

Mit dem gelungenen, stellenweise überaus spannenden und atmosphärisch dichten Serienauftakt "Schwarzer Dolch" dürfte Alexey Pehov seinen Stellenwert als erfolgreicher Fantasy-Autor weit über seine russische Heimat hinaus ausweiten.

Ingo Gatzer
14.06.2016

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Alexey Pehov: Schwarzer Dolch: Chroniken der Seelenfänger 1.

CMS_IMGTITLE[1]

München: Piper Verlag 2016
470 S., € 16,99
ISBN-13: 9783492703963

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.