Romane

Besuch bei den McEntees , der wohl exzentrischsten Familie Irlands

Die McEntees sind ein irischer Familienclan wie aus dem Bilderbuch, liebevoll, verrückt, tragisch, dickköpfig und idealistisch, und wenn es darauf ankommt, trotz aller Uneinigkeiten füreinander da. Während Familienoberhaupt Deirdre ihren 80. Geburtstag plant und Irland einen ungewöhnlich heißen Sommer erlebt, gehen die McEntees durch so manchen Sturm: Da ist der Diebstahl einer Pfeffermühle mit unvorhersehbaren Folgen, ein öffentlicher Eklat, eine neue und eine alte Liebe und schließlich ein tragischer Unfall, der alles andere belanglos erscheinen lässt. Und auch so manches Geheimnis droht mit einem Mal aus dem Dunkeln ans Tageslicht zu drängen. Denn nichts ist immer so, wie es auf dem ersten Blick scheint.

Das musste auch einst Matriarchin Deidre erfahren, als ihr Gatte sie ausgerechnet für einen Mann verließ (einem Marokkaner, der halb so alt ist wie Manus McEntee). Warum nur hat Deidre noch nicht bei ihrer Hochzeit erkannt, dass ihr Mr. Right eigentlich auf das eigene Geschlecht steht? Diese Frage ist schon bald vergessen, als Tochter Alma (Fernsehmoderatorin und Kolumnistin) das Opfer eines perfiden Angriffs wird. Bei diesem "Unfall", wie alle anderen den Überfall auf Alma nennen, verliert die Frau zwei Ringe und auch gleich zwei Finger. Angstzustände fesselnd Alma ans Haus und an ihren Exmann Mick. Dessen Bruder Liam ist mit Almas jüngerer Schwester verheiratet. Acushla hat ebenfalls mit einer Depression zu kämpfen.

Ohne ihre Valiumtabletten schafft es Acushla kaum durch den Tag. Dabei gibt sie nach außen hin stets die perfekte Ehefrau. Liam hat kein Ohr für Acushlas Ängste. Er legt das Hauptaugenmerk auf seine Politikerkarriere und schert sich nicht um die Belange anderer. Dann bläst Acushla zum Gegenangriff und bringt ihren werten Gatten in Bedrängnis. Sie verrät vor versammelter Presse, dass sie vor zwanzig Jahren eine schlimme Tat beging. Damals habe sie keine andere Wahl gehabt. Liam habe ihr in dieser Zeit nicht beigestanden. Und dieser Fehler wird ihm nun von Medien und Gesellschaft zum Vorwurf gemacht. Am Ende eines langen Sommers brechen die einst festen Familienbande zwischen den McEntees immer mehr und mehr auseinander ...

Gleich ab der ersten Seite von Kathleen MacMahons Romanen ist man mittendrin im Geschehen und nicht nur ein Beobachter vom Rand aus. Aber nicht nur das macht "Am Ende eines langen Sommers" so besonders: Diese Geschichte erzählt von den Höhen und vor allem den Tiefen einer Familie - und das auf solch mitreißende Art und Weise, dass es den Leser während der Lektüre kaum auf der Couch hält. Hier bekommt man Unterhaltung der Extraklasse in die Hand. Die irische Autorin kann schreiben wie eine Cecelia Ahern oder Rowan Coleman. Besser und schöner kann man seine Zeit nicht verbringen als mit dem Lesen ihrer Bücher. Diese machen einfach jeden unfassbar glücklich und bringen (trotz aller Tragik) das Frauenherz zum Hüpfen.

Gefühlskino à la Hollywood - bevor man "Am Ende eines langen Sommers" aufschlägt, sollte man sicherheitshalber mehr als eine Packung Taschentücher bereitlegen. Kathleen MacMahon spart nicht mit Emotionen, aber ebenso wenig mit bittersüßem Humor. Kaum die ersten Sätze gelesen, hat man ganz feuchte Augen und glaubt, ein Teil der McEntee-Familie zu sein. Diese wieder verlassen zu müssen, fällt einem äußerst schwer.

Susann Fleischer
09.05.2016

 
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Das Buch:

Kathleen MacMahon: Am Ende eines langen Sommers. Aus dem Englischen von Karin Dufner

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München: Knaur Verlag 2016
416 S., € 14,99
ISBN: 978-3-426-65286-2

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