Romane

Eine Geschichte voller Emotionen und schönstem Leseglück

Eigentlich will Johann vor dem Studium nur ein bisschen in Deutschland herumreisen. Dort ist er geboren, bevor seine Eltern, er und seine jüngere Schwester nach Nordengland zogen, als er fünf war. Nun, mit 18 Jahren, kehrt Johann zurück und stößt in Greifswald, seiner ersten Station, auf das Grab eines gewissen Johann Fin Paul, geboren und gestorben am 3.4.1990. Seltsam, denn das ist doch er. Vom Pfarrer erhält er einen geheimnisvollen Koffer voller Erinnerungen eines fremden Menschen. Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, fährt Johann quer durchs Land. Es geht nach Berlin, dann nach München und schließlich hoch in den Norden nach Hamburg. Dabei fühlt sich Johann ständig verfolgt - oder bildet er sich das nur ein? - von einer mittelalten Frau im pastellgrünen Mantel, die ein weißes Huhn mit sich herumschleppt.

Bei jener Frau handelt es sich um Akelei. Sie glaubt in Johann ihre Sandkastenliebe Fin wiederentdeckt zu haben. Doch das kann nicht sein, oder?! Fin müsste inzwischen 36 sein - und nicht immer noch so jung wie damals, als er auf mysteriöse Weise von einem auf den nächsten Tag verschwand. Einst war Fin Akeleis einziger und bester Freund. Bis er sich nicht mehr blicken ließ. Akeleis Vater war gegen diese Freundschaft und bat Fins Mutter, dass sie ihrem Sohn den Umgang mit Akelei verbietet. Das soll Akelei aber erst jetzt, nach über 18 Jahren, erfahren. Mit Fins plötzlichem Auftauchen sieht sie ihre letzte Chance auf Abenteuer, Glück, Liebe gekommen. Sie folgt Fin, ohne nachzudenken. Und ohne zu wissen, wohin. So geht sie auch einen Weg zurück: in ihre Kindheit, in die Erinnerung und in die Allee der verbotenen Fragen ...

Es ist wie eine Sucht, Antonia Michaelis' Romane zu lesen. Man kann gar nicht mehr aufhören mit der Lektüre! So ergeht es einem auch mit "Die Allee der verbotenen Fragen". Kaum aufgeschlagen, befindet man sich in einer Art Leserausch. Die deutsche Schriftstellerin kann unfassbar gut schreiben. Alles aus ihrer Feder bedeutet ganz großes Gefühlskino - und außerdem ein unvergleichliches, unvergessliches Leseerlebnis. Beim Lesen hat man ganz feuchte Augen vor lauter Lesefreude und auch, weil Michaelis nicht mit Emotionen spart. Nach nur wenigen Seiten weint man regelrecht Sturzbäche von Tränen. Und nach dem letzten Satz hat man beinahe seine eigene Wohnung unter Wasser gesetzt. Also, besser mehrere Packungen Taschentücher bereithalten. Man wird diese alle aufbrauchen, und wahrscheinlich noch ein paar weitere.

Unterhaltung zum Niederknien - Antonia Michaelis weiß Geschichten so schön zu erzählen wie keine andere Autorin. Diese sind das kostbarste Geschenk, das man dem Leser machen kann. "Die Allee der verbotenen Fragen" ist Balsam für die Seele und bietet einem eine Zuflucht vor der harten, bitteren Realität. Dieses Buch verändert Leben! So wie alle Werke von Michaelis es vermögen. Am Ende ist nichts mehr wie noch ein paar Stunden oder Tage zuvor.

Susann Fleischer
02.05.2016

 
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Das Buch:

Antonia Michaelis: Die Allee der verbotenen Fragen

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München: Knaur Verlag 2016
384 S., € 19,99
ISBN: 978-3-426-65386-9

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