Romane

Literatur à la Iny Lorentz und Co.

Frankfurt anno 1664: Maria Sibylla Merian träumt davon, sich als Naturforscherin und Künstlerin einen Namen zu machen. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie von ihrem Stiefvater Jacob Marrel, einem Schüler des Stilllebenmalers Georg Flegel. Jeden Tag und jede Nacht sitzt die junge Frau in ihrem Atelier und gibt sich voll und ganz dem Malen ihrer "Sommervögel" hin. Schmetterlinge haben es Maria besonders angetan. Sie beobachtet diese genau, zeichnet jedes Detail und verliert über ihre Arbeit sogar die Welt um sich herum. Doch ihre Leidenschaft stößt bei vielen auf Unverständnis. Schließlich gelten die Falter als Unheilsbringer, als Vorboten des Todes. Wer sich für diese interessiert, muss wohl mit dem Teufel im Bunde sein.

Maria würde am liebsten fliehen - irgendwohin, wo niemand sie kennt. Doch dann müsste sie sich von Christian trennen. Zufällig sind Maria und der Totengräber sich begegnet. Die beiden freunden sich an. Aus Freundschaft wird Liebe. Maria scheint so glücklich wie selten zuvor. Was sie allerdings nicht ahnt: Christian hat eine dunkle Vergangenheit, die auch sie in große Gefahr bringt. Er ist jüdischer Abstammung. Ein Leben außerhalb der Judengasse ist ihm eigentlich nicht erlaubt. Aber Christian gibt nichts auf Gesetze. Ihn drängt es nach Freiheit. Dafür fehlt ihm allerdings das Geld. Das erhofft er sich von seinem Vater. Wie Christian in einem Brief erfährt, hatten seine Mutter und Pastor Waldschmidt eine heimliche Affäre.

Es wäre eine Katastrophe, wenn die Frankfurter davon wüssten. Also muss Christian mundtot gemacht werden. So jedenfalls denkt Conrad Waldschmidt. Er greift Christian mit einem Messer an, verwundet allerdings statt des Totengräbers Maria schwer. Kurze Zeit nach diesem "Vorfall" kämpft sie mit dem Tod. Christian ist verzweifelt. Er will Maria nicht verlieren. Also geht er ungewöhnliche Wege, um sie zu retten. Marias Familie derweil will, dass Christian aus Marias Leben verschwindet. Die Liebe der beiden steht vor einem schweren Bewährungsprobe - und droht schon bald zu zerbrechen ...

Nicole Steyer hat es echt drauf. "Der Fluch der Sommervögel" ist ein Historienschmöker der einsamen Spitzenklasse. Steyer macht Geschichte zu einem lebendigen Erlebnis, das einen über viele, viele Stunden restlos gefangen nimmt. Ihre Werke sind allesamt und sonders ein Lesegenuss, von dem man niemals genug bekommen kann. Die deutsche Autorin holt die Jugendzeit von Schmetterlingsmalerin Maria Sybilla Merian in die Gegenwart und lässt den Leser (beinahe) glauben, als wären seit damals keine 450 Jahre vergangen. Ohne jeden Zweifel: Steyers Bücher sind wie eine Reise in frühere Jahrhunderte. Mit diesen bekommt man bestes Historienkino zum Lesen in die Hand. Man hat keine andere Wahl. Alles aus Steyers Feder muss man definitiv lesen.

"Der Fluch der Sommervögel" steckt voller Emotionen und außerdem Unterhaltung, wie man sie sonst nur noch in einem Krimi von Brigitte Riebe oder Oliver Pötzsch zu finden vermag. Nicole Steyer kann es problemlos mit den Großen ihres Genres aufnehmen. Hier erfährt man ab der ersten Seite ein Lesevergnügen, das einfach unschlagbar gut ist. Unbedingt mehr davon!

Susann Fleischer
28.09.2015

 
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Das Buch:

Nicole Steyer: Der Fluch der Sommervögel

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2015
544 S., € 9,99
ISBN: 978-3-426-51584-6

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