Romane
Ein historisches Leseerlebnis à la Heidi Rehn oder Sabine Ebert
Frankfurt, 1535: Die Herbstmesse steht vor der Tür. Kaufleute aus ganz Deutschland reisen dann an, um ihre Waren aus aller Welt zu verkaufen. Ausgerechnet jetzt tauchen in der Stadt beschnittene Geldstücke auf, sogar in den Wechselstuben. Schultheiß Krafft von Elckershausen fürchtet um den Ruf Frankfurts. Er verlangt von Richter Blettner, dass er alles tut, um die Geldschneider zu fassen. Schuldige sind schnell gefunden. Eine Gruppe Gaukler wird ins Verlies gesperrt. Das Problem scheint gelöst. Endlich kann wieder alles seinen normalen Gang gehen. Doch das ist ein Trugschluss. Die Geldwechslerin Jutta wird gewaltsam überfallen. Warum bloß? Um der ganzen Sache auf die Spur zu kommen, geht Witwe Gustelies mit ihrer Tochter ungewöhnliche Wege.
Diese wagt auch Krafft von Elckershausen: Sein Neffe kommt aus Straßburg nach Frankfurt, um eine Bank zu eröffnen. Richter Blettner gefällt das ganz und gar nicht. Schließlich gibt es genügend Wechselstuben und ebenso Juden, die einem Kredite gewähren. Schon bald hegt Richter Blettner schlimme Befürchtungen bezüglich Markus von Mehringen. Er ahnt, dass etwas mit diesem jungen Mann nicht stimmt - und soll tatsächlich recht behalten. Der Neffe des Schultheiß spielt falsch. Und nicht nur er. Durch den Betrug kommt so manches Geheimnis ans Licht, das besser verborgen geblieben wäre. Da sind zum Beispiel der Stadtschreiber oder Kaufmann Haberkorn. Sie alle haben ziemlich Dreck am Stecken. Nun liegt es an Richter Blettner, etwas zu unternehmen ...
So wie die Bücher aus Ines Thorns Feder - so sollte Literatur am liebsten immer sein. Die deutsche Autorin beweist mit "Satanskind", dass sie schreiben kann. Und das auch noch verdammt gut! Ihre "Die Verbrechen von Frankfurt"-Reihe ist Pflicht für Leser historischer Romane. Um diese kommt man definitiv nicht herum. Denn diese bedeutet einen Lesegenuss der einsamen Spitzenklasse. Nach den ersten Sätzen ist es, als wäre man in die Zeit zurück gereist. Als befände man sich in der Vergangenheit und mitten im Geschehen. Thorn lässt frühere Zeiten wieder lebendig werden. Sie erzählt Geschichte(n) so mitreißend und packend wie nur wenige andere. Nach der letzten Seite ist einem geradezu schwindelig von solch einem grandiosen Leseerlebnis.
Mit ihren Romanen sorgt Ines Thorn für Historienkino zum Lesen wie sonst nur noch eine Heidi Rehn oder Sabine Ebert. "Satanskind" ist ein Lesevergnügen voller Emotionen und Spannung. Kein Wunder, dass man das vorliegende Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Es fesselt einen über viele, viele Stunden. Man vergisst über so viel gute Unterhaltung sogar die Welt um sich herum.
Susann Fleischer
14.09.2015