Romane

Im Angesicht von Himmel und Hölle

Glaubt man, dass es in der Auseinandersetzung von Gut und Böse schon unendlich viele Darstellungen gibt, bis hin zu märchenhaften Erleben und es ist alles gesagt, wird der Leser von Martin Seglers Phantasieroman eines Besseren belehrt. Denn das Thema ist unerschöpflich und entbehrt jeglicher Vorurteile. Der Roman besticht durch überraschende Wendungen und viele genaue Beobachtungen, die sich in Alttagsszenen genauso wie in den Erfassen der Charaktere widerspiegeln. Oft werden Vergleiche gezogen, die manchmal einer gewissen Komik nicht entbehren.

Martin Segler eröffnet das Szenario mit einem tödlichen Absturz des Protagonisten Rick aus 4000 Metern Höhe, der ihn in himmlischen Gefilden wieder zu sich kommen lässt. Dort soll er sich bewähren und beginnt deshalb an der Seite von Kat eine Ausbildung zum Schutzengel. Denn die Aussicht, als solcher auf der Erde Nützliches zu vollbringen, ist verlockend. Schließlich könnte er dann auch seiner geliebten Mila wieder nahe sein.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss Rick aber mit Kat als Engel einen Auftrag erfüllen, der sich als ausgesprochen schwierig erweist. Sie sollen auf Geheiß des Herrn Don Capivara  fassen, der seine Seele den Teufeln verschrieben hat. Er hat sich als Mafioso sein ganzes Leben auf Kosten anderer bereichert und ist über einen Unmenge an Leichen gegangen.
Bei Martin Segler wagen sich sogar die Teufel in die geheiligten Hallen des Vatikans.

Kat sagt (S. 391): "Es kommt nicht von ungefähr, dass beinahe alle Religionen sich des Rauschzustandes bedienen, um himmlische Erfahrungen zu sammeln."

Es gilt, das Böse auf der Erde zu tilgen und auch derartige Erscheinungen im Himmel zu bekämpfen und die irdischen Pläne des Bösen zu beseitigen. Ricks Freundin Milena wird von den Teufeln verschleppt. Ausgerechnet Don Capivara entpuppt sich als ihr Halbbruder. Er tritt als Teufel getarnt in Menschengestalt auf und agiert als Herr über Leben und Tod, um so die Welt zu unterjochen.

Immer wieder muss Rick sich in eine Katze verwandeln, und seine Energie nutzen, um Wände zu durchdringen, um nicht geschnappt zu werden. Der Tod lässt zu seiner Hilfe Hunde agieren. Der Erzengel Uriel umwebt seine Feinde als Spinne.
Martin Segler zieht viele Register, um den Kampf auf verschiedenen Ebenen zu führen. Manche Engel schmieden auch ein Komplott mit den Teufeln.

Schließlich beginnt der entscheidende Kampf, um, wie der Autor sagt, "ganz so wie beim Herrn der Ringe einer kleinen wagemutigen Gruppe den unbemerkten Eintritt in die Hochburg der Finsternis zu verschaffen" (S. 1026).

Milena überlebt, weil Rick über den Tod hinaus sein Leben für sie geben wollte und sie neue Kraft und den Segen durch einen Engel verliehen bekommt.

Milena und Rick müssen schließlich feststellen, dass sie in dem Kampf um Herrschafts- und Machtansprüche nur benutzt wurden. Rick wird zwar zum Schutzengel, merkt aber sehr schnell, dass dies auch nicht die Erfüllung seiner Wünsche ist.

So bleibt es für uns tröstlich, dass es auch weiterhin notwendig sein muss, sich auf der Erde für den Kampf gegen Korruption und kriminelle Machenschaften einzusetzen und dabei den himmlischen Beistand zu erbeten.

Dr. Helga Miesch
26.01.2015

 
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Das Buch:

Martin von Finnig: Engel

Frankfurt: August von Goethe Literaturverlag 2014
864 S., € 17,80
ISBN: 978-3-8372-1365-2

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