Romane
Für alle Leser von Kathryn Stocketts "Gute Geister"
Südafrika in den 1930er Jahren: Das Leben der jungen Ada wird bestimmt durch ihre Herkunft. Als Tochter eines farbigen Hausmädchens ist ihr der Weg zu höherer Bildung verwehrt. Sehnsüchtig lauscht sie Tag für Tag dem Klavierspiel der Hausherrin Cathleen und wünscht sich nichts sehnlicher, als ebenfalls ihre Finger über die schwarz-weißen Tasten gleiten zu lassen. Madam erkennt Adas Talent für die Musik und fördert dieses allen Widerständen zum Trotz. Sie unterrichtet das Mädchen zu Hause und findet in ihr eine begeisterte Schülerin - sehr zum Verdruss von Master Edward, der das zunehmend innige Verhältnis zwischen ihnen mit Misstrauen beobachtet. Doch für Cathleen wird Ada die Tochter, die sie sich immer gewünscht hat.
Doch dann nimmt das Leben für Ada eine unerwartete Wendung: Sie wird schwanger und sieht sich gezwungen, ihr geliebtes Zuhause und Madam Cathleen für immer zu verlassen. In der Township kommt das Mädchen vorerst unter. Ihr Geld verdient sie als Musiklehrerin. Für Ada ist es eine schwere Zeit, denn plötzlich gerät sie zwischen die Fronten von Schwarz und Weiß. Der Vater ihrer Tochter Dawn ist ein Weißer - laut dem Gesetz ein schweres Verbrechen. Ada muss um ihre Zukunft und um die ihrer Tochter fürchten. Und trotzdem verliert Ada niemals ihren Kampfwillen. Sie möchte Dawn ein besseres Leben ermöglichen. Für ihr Kind muss sie zu einer Zeit, in der die Apartheid das Schicksal der Schwarzen besiegelt, ihre Stimme erheben ...
Den Namen Barbara Mutch sollte man sich unbedingt merken: Die Britin ist nämlich eine Autorin von Weltklasse. Nach nur wenigen Seiten entwickelt "Schwarze Tochter" einen Sog, dem sich einfach niemand entziehen kann. Hier findet man nicht nur große Gefühle und fesselnde Unterhaltung bis zur letzten Seite, sondern garantiert auch das große (Lese-)Glück. Bei der Lektüre kämpft man immer wieder mit den Tränen. Mehr Emotion geht kaum! Mutch schafft einen Genuss von geradezu berauschender Wirkung. Doch nicht nur das: Sie wirft einen tiefen Blick in die menschliche Seele. Man fühlt mit den Protagonisten mit, man leidet mit ihnen, lacht mit ihnen und weint mit ihnen. Kurzum: Es ist eine Geschichte zum Verlieben.
Literatur, die wie Poesie im Herzen des Lesers erklingt - "Schwarze Tochter" ist das Zeugnis hoher Schreibkunst. Barbara Mutch gelingt mit ihrem Roman eines der besten Debüts der letzten Zeit. Die Worte der englischen Autorin kommen einer Verführung für die Sinne gleich. Nach nur wenigen Seiten erliegt man vollkommen diesem überwältigenden Leseerlebnis.
Susann Fleischer
04.08.2014