Romane
Die Saga eines Jahrhunderts
Literatur, die zu einem Kunstwerk der Emotionen wird - Julia Navarro ist weitaus mehr als eine Autorin, die ihre Geschichten packend zu erzählen weiß. Sie ist eine Meisterin der Worte und ihr Roman "Alles, was die Zeit vergisst" die reinste Poesie, die direkt ins Herz dringt und dieses heftig zum Klopfen bringt. Man verliert sich in einer Saga, die den Leser zu Tränen rührt und die absolut mitreißend bis zur letzten Seite ist. Bei der Lektüre fühlt man sich zwischenzeitlich wie in einem Traum gefangen, denn hier findet man Emotionen, Spannung und Leidenschaft pur - eben ein Genuss, der einem Hollywood-Blockbusterereignis verdammt nahe kommt. Kein Wunder, dass man für diesen Lesespaß alles stehen und liegen lässt sowie alles um sich herum vergisst.
Guillermo Albi verdient sein Geld als Journalist und ist richtig gut darin, Informationen zu beschaffen. Dieses Talent möchte sich nun seine Familie zunutze machen, indem sie Guillermo bittet, sich auf die Suche nach einer gewissen Amelia Garayoa zu machen. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihr um Guillermos Urgroßmutter, die in den 1930er Jahren ihrer Familie den Rücken gekehrt hat, um mit ihrer Liebe Pierre, einem französischen Kommunisten, zusammen zu sein. Für ihn hat sie ihren Ehemann, ihren Sohn und ihre Heimat verlassen und mit ihm ist sie nach Lateinamerika geflohen. Seit damals sind viele Jahrzehnte vergangen und Amelias Cousinen sehnen sich danach zu erfahren, was einst wirklich geschehen ist.
Um Amelias Leben auf die Spur zu kommen, begibt sich Guillermo auf eine aufregende Reise in die Vergangenheit und macht auf dieser so manch aufsehenerregende Entdeckung, die auch bei ihm für großes Staunen sorgt. Amelia war noch jung, als sie Pierre kennenlernte, aber bereits damals glaubte sie an die Kraft der Liebe und an Freiheit, für die sie zu kämpfen gewillt war. Und das tat sie schließlich auch während des Zweiten Weltkrieges. In den dunklen Jahren war sie als Spionin für Großbritannien tätig und setzte alles daran, um Adolf Hitler und seine Schergen an ihrem finsteren Treiben zu hindern. Auch wenn Amelias Mittel nur sehr begrenzt waren, vermochte sie es trotzdem, dem Dritten Reich tiefe Wunden zuzufügen - und das, obwohl sie umgeben war von großer Gefahr, die sie das Leben hätte kosten können.
Mit dem Sturz der Nationalsozialisten begann für Amelia eine neue Zeit - so hoffte sie zumindest. Aber die Zukunft voller Träume und Ideale geriet plötzlich ins Wanken, denn mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik drohte Amelia ein weiteres Mal ins Unglück zu stürzen. Ihr Engagement für die Opposition in der DDR verlangte der jungen Frau alles ab. Der Lohn für all ihre Mühen: der Fall der Berliner Mauer. Doch trotz aller widrigen Umstände, denen Amelia immer ausgesetzt war, dachte die junge Frau niemals daran, den Kampf aufzugeben - in Erinnerung an ihre große Liebe Pierre, der viel zu früh starb und der wie sie immer an eine bessere Welt glaubte. Für ihn setzte Amelia alles aufs Spiel, auch ihr Glück von einer Familie ...
Atemberaubende Unterhaltung, die Kopfkino par excellence bedeutet - "Alles, was die Zeit vergisst" ist ein Roman, der auch lange nach der Lektüre noch im Herzen des Lesers nachhallt und der garantiert so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird - nicht zuletzt auch deshalb, weil Julia Navarro schreibt wie eine Göttin. Ihre Geschichte ist einfach das Beste, was man in Sachen Literatur dieser Tage genießen kann, und besitzt definitiv Bestsellerpotenzial. Und das nicht ohne Grund, denn das vorliegende Buch verfügt über die dunkle Macht, den Leser in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen. Historie wird hier zu einem lebendigen (Lese-)Erlebnis, das sich weit abseits vom Mainstream bewegt - zum Glück des Lesers, für den dieses Vergnügen ein Geschenk des Himmels ist.
Julia Navarros Roman "Alles, was die Zeit vergisst" gehört unbedingt verfilmt, denn die Geschichte ist absolut fesselnd und bedeutet Unterhaltung, die das Herz bis in dessen tiefstem Inneren berührt. Für die Sinne ist diese Geschichte das schönste Vergnügen überhaupt - ebenso für den Leser, der hier in den Genuss kommt, ein (literarisches) Highlight von geradezu herausstechender Qualität in den Händen halten zu dürfen.
Susann Fleischer
24.06.2013