Romane
Ein Lachen größer als das Gesicht ...
Mit siebzehn begegnet sie ihrer ersten großen Liebe in Ecuador: ein Samurai mit glänzend schwarzem Haar, das länger ist als ein Kometenschweif, und Rousseau-Dschungelhaut. Fünf Tage und Nächte lang sind sie zusammen.
Nach Jahren Ankunft in Tena - doch er erwartet sie nicht. Stattdessen offene Türen und missbrauchtes Vertrauen. Und les français kommen an. Sein bester Freund mit Anhang. Und die Fiesta ohne Ende beginnt ... Und dann macht er die erste Nacht durch. Die erste von vielen, in denen er kein Ende findet. Früher war er noch schlimmer, sagt sein Freund der Franzose. Und immer wieder der Alkohol und immer wieder la violencia und la mala hora - die Gewalt und die schlechte Stunde. Und immer wieder: Tienes que perdonarme muchas cosas. Es gibt viele Dinge, die du mir verzeihen musst.
Liebe und Hass liegen dicht beieinander. Er: Jungenspiele, Freunde, Nächte ohne Ende. Sie: Warten. Gehen? Verlassen?
"Warten mit Jaguar" ist eine Liebesgeschichte in Ecuador, in die immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit in Usbekistan eingestreut werden - ist eine Geschichte schön wie ein Traum, manchmal anscheinend zusammenhanglos und dann doch wieder gnadenlos realistisch. Marla Tigre reiht Stakkato-Sätze an Sätze, die wie gemalt erscheinen.
Der Leser unternimmt mit diesem Roman einen Ausflug durch Kunst und Literatur von Poe, Borchert, Shakespeare, Fatih Akin, Chagall, Munch, Tolkien, Sillitoe und Goethe bis zu !Alice im Wunderland!, Grimms Märchen und den Märchen aus "Tausendundeiner Nacht" sowie zahlreiche Anspielungen auf Nachrichten aus aller Welt von Uwe Barschel bis Ingrid Betancourt.
Gerade diese Anspielungen machen diesen Roman zu einer Geschichte, die für die Gegenwart geschrieben scheint - ob man eine Anspielung auf Heidi und Seal in zwanzig Jahren noch versteht? Gerade hierin aber liegt auch der besondere Reiz. Ich habe mich jedenfalls immer wieder dabei ertappt, dass ich nach weiteren Anspielungen gesucht habe.
Annette Sunder
03.06.2013