Romane

Auf der Suche nach dem eigenen Ich

Am 22. Oktober, einem Donnerstag, ändert sich für Jack Vaughan das Leben für immer. Er sitzt gerade in der Londoner U-Bahn, als ihm bewusst wird, dass er komplett vergessen hat, wo er hinwill - oder wer er überhaupt ist. Es ist beinahe so, als habe sein Gehirn auf die Reset-Taste gedrückt und all seine Erinnerungen an früher sind dabei gelöscht worden. Jack weiß noch nicht einmal seinen eigenen Namen oder wo er wohnt - geschweige denn, ob er verheiratet ist, Kinder hat und ob seine Eltern noch leben. Er irrt plötzlich durch die Straßen und landet schließlich im Krankenhaus, wo er allerdings auch keine Hilfe erwarten kann. Die Ärzte sind ratlos und der festen Überzeugung, dass man in diesem Fall nur abwarten und Tee trinken kann.

Eine Woche geht das so, bis Jacks Bettnachbar den Namen Gary sagt und Jack plötzlich eine Telefonnummer vor sich hinbrabbelt. Wie schließlich herauskommt, ist Gary tatsächlich ein guter Freund von Jack. Er nimmt ihn bei sich auf und versucht alles Mögliche, um Jacks Gedächtnislücken wieder zu stopfen - jedoch mit eher mäßigem Erfolg. Erst als er zum ersten Mal Madeleine gegenübersteht, scheinen Bruchstücke aus seinem alten Leben zurückzukommen. Bei der temperamentvollen Frau mit den roten Haaren und haselnussbraunen Augen handelt es sich nämlich um keine Geringere als Jacks Ehefrau. Er ist sofort hin und weg von ihr und wünscht sich nichts sehnlicher als ein zweites Date, was er schließlich auch bekommt - und zwar vor dem Scheidungsrichter.

Allem Anschein nach war die Ehe zwischen ihnen alles, aber ganz bestimmt nicht sonderlich glücklich, sodass sie sich letztlich zu einer Trennung entschlossen haben - auch zum Wohle der beiden Kinder, die unter den ständigen Streits zu leiden hatten. Damit soll nun ein für alle Mal Schluss sein, denn "Maddy" hat die Nase gestrichen voll von Jack und sich bereits in einen anderen Mann verliebt. Dumm nur, dass Jack in Sachen "Scheidung" nicht so recht mitspielen will - und um den Aufschub des Verfahrens bittet. So bekommt er genügend Zeit, um Madeleine zu beweisen, der er Mr. Right für sie ist und sie auf Händen tragen würde. Sie muss ihm nur eine Chance geben! Aber zuvor muss sich das Dunkel in seinem Kopf noch lichten ...

Bei der Lektüre von "Der Mann, der seine Frau vergaß" fehlen einem die Worte - und zwar aus gutem Grund: John O´Farrell lässt in seinem Roman den Humor Funken sprühen und schafft Unterhaltung, die einfach mitreißend schön ist. Man liest und liest und möchte sich zwischenzeitlich wegschmeißen vor lauter Lachanfällen, denn hier sitzt jede Pointe. Es ist beinahe, als sitze man in einer Sketch-Comedy-Show, die insbesondere mit Gefühl überzeugt und dank der man sein blaues Wunder erleben kann - im besten Sinne natürlich. Der britische Bestsellerautor ist ein brillanter Erzähler und bringt das Leben seiner Leser gehörig durcheinander - und zwar mit Emotionen, die jedes Herz im Sturm erobern. In diesem Buch steckt ganz viel Leben drin.

John O´Farrells Roman "Der Mann, der seine Frau vergaß" ist brüllend komisch und herzzerreißend traurig zugliech - die besten Voraussetzungen für einen (Lese-)Spaß, der absolut umwerfend ist und jeden zum Lachen bringt. Mit diesem Vergnügen hat schlechte Laune keine Chance mehr, denn hier erlebt man Humor in einer ganz neuen Dimension. Herrlich, einfach nur herrlich und wunderbar schräg ist dieser Genuss!

Susann Fleischer 
13.05.2013

 
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Das Buch:

John OFarrell: Der Mann, der seine Frau vergaß. Aus dem Englischen von Thomas Mohr

München: Manhattan Verlag 2013
384 S., € 17,99
ISBN: 978-3-442-54724-1

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