Romane

Wege durch ein Leben mit Musik

"Geschichte einer K?nstlerfamilie" - so lautet der Untertitel von Margot Kratz? Buch "Der Zug der Zwerge". Dahinter liegen gut 600 lebhaft geschriebene Seiten. Darin schreibt die deutsche Autorin im Ich, das dem j?dischen Geigenvirtuosen Chaim Lermann geh?rt. Bei der Lekt?re wird klar, dass beim Titel Edvard Griegs Opus 54, Nr. 3 gemeint ist. Wer das Werk kennt, h?rt die bildhaften Formen, in denen die Zwerge marschieren und staunend stehen bleiben. Und wer im Buch ganz hinten angekommen ist, staunt ?ber die lange Liste der Werke, die in diesem Roman Erw?hnung gefunden haben.

Wir haben also ein Musikbuch vor uns, aber es ist ein Erlebnispfad, abgesteckt vor allem durch Gespr?che, die alles plastisch erleben lassen. Lermann heiratet eine Christin, Anna Hanson, und entsprechend pr?sent ist Zuneigung und Liebe. In Wirklichkeit ist dieser Erlebnispfad viel l?nger und st?rker verzweigt, denn "Der Zug der Zwerge" ist der Folgeband einer weiter abgesteckten Lebensgeschichte. Der erste Band trug den Titel "Das Meer hielt kurz den Atem an". Am Ende des vorliegenden Buches erh?lt Sohn David das Wort. Ein umfassendes Buch also, das der Endlosigkeit von Konzertreisen entspricht.

Leben, Liebe, Musik - und Judentum. Die Kapitel sind hebr?isch nummeriert (Aleph, Beth, Gimel usw.). Und es ist reizvoll, hinter den Kapiteln auch die j?dische Sichtweise zu erahnen. Das mag man vor allem in den vielen Gespr?chen tun. Oder an den vielen Stellen, die Traditionen betonen. Und so erstaunt es nicht, dass die Autorin mit un?berh?rbarer Festigkeit es "ausdr?cklich und ohne Ausnahme" verbietet, den Roman an die neue Rechtschreibung anzupassen.  

Anna erscheint als der Motor in Lermanns Leben. "Ich brauche sie, diesen Puzzle-Schlu?stein meines Lebens." Und: "Sie glaubt an mich. Das ist mehr wert als alle Vorschu?lorbeeren. Das ist das wahre Gl?ck f?r mich; und Anna wei? es."

Jede Liebe sei eine andere Liebe, schreibt Margot Kratz. Liebe wird von ihr recht behutsam dargestellt, die Passagen f?gen sich in einer h?bschen Selbstverst?ndlichkeit in die Szenerie ein. Musik bringt ohnehin viel Empfindsamkeit mit sich, und so liest es sich auch in Davids Epilog, wo dieser ?ber die Ausdruckskraft und Sensibilit?t schreibt, die ihn an seinen Vater erinnerte. "Ein gr??eres Lob gibt es nicht f?r mich" - was f?r ein starker Satz in diesem Buch.

"Der Zug der Zwerge" ist ein leichtes Buch, wird man sagen, wenn man die Sprache meint. Ein schweres Buch, wenn man an den Umfang und den Inhalt denkt. Ein erstaunliches Buch, wenn man sich die F?lle vor Augen f?hrt.

Ronald Roggen
17.09.2012

 
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Das Buch:

Margot Kratz: Der Zug der Zwerge. Geschichte einer Künstlerfamilie

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Frankfurt am Main: Davids Presse 2005
605 S., € 18,40
ISBN: 3-8267-5558-8

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