Romane
Scharfer Grenzritt
Dem Autoren Clemens Jain?cker gelingt ein Ritt auf einer Rasierklinge und er vermag es mit "Constantin und die Frauen" eine Geschichte sowohl erotisch als auch pornographisch zu erz?hlen - ohne dass eine der beiden Seiten auf Kosten der anderen geht.
Constantin ist Anfang f?nfzig und auf einer Reise. W?hrend des Urlaubs erinnert er sich an verschiedenste Stationen seiner Jugend und dementsprechend auch an sein sexuelles Erwachen und seine Reifung. Manche Erlebnisse waren nur ein Abenteuer, aber manche waren durchaus ernsterer Natur. Er begreift, wie sehr jede Begegnung ein Leben pr?gen kann.
Der ?bergang zwischen Erotik und Pornographie ist flie?end. Obwohl man meint, beides sicher f?r sich identifizieren zu k?nnen, so ist der Grat der Wanderung doch sehr schwer und meist nur individuell festzumachen. Clemens Jain?cker gelingt es mit seinem Roman "Constantin und die Frauen", die Grenze zu bewahren und gleichzeitig zu ?berschreiten. Dem ?sterreichischen Autor gelingt es hervorragend, genau auf dieser Grenze zu balancieren und beide Aspekte - sowohl Erotik als auch Pornographie - vorkommen zu lassen. Da gibt es erotische Szenen mit den Andeutungen und Versprechungen aber auch sehr explizite Szenen, die eindeutig pornographisch sind. Die Gratwanderung gelingt durch die Sprache.
Zum einen ist die genutzte Sprache Jain?ckers sehr poetisch und zum anderen explizit. Der Text ist durchdrungen vom Respekt den Frauen gegen?ber und sie werden nie nur als Objekte dargestellt. Aufgrund der Erinnerungen des Ich-Erz?hlers - es fehlt ein abrundender Schluss der Rahmenhandlung - gibt es keine g?ngige Dramaturgie, sondern man kann das Buch auch als Kurzgeschichtensammlung lesen, da jede Erinnerung ihre eigene Dramaturgie besitzt. Somit sind die Schlaglichter des sexuellen Erwachens und der Reifung handlungsbestimmend f?r die Episoden.
Es gibt viele stimmungsvolle Szenen, in denen sich der Leser sofort wieder finden kann. So ist das Buch auch sehr stimmungsvoll und atmosph?risch geraten und kann sich wohltuend von dem Gros der M?chtegern-erotisch-pornographischen-B?cher abheben. Was das aber mit dem Schicksal zu tun hat, auf welches am Anfang hingewiesen wird, bleibt unklar.
Clemens Jain?ckers Werk "Constantin und die Frauen" ist ein stimmungsvoller, atmosph?rischer Roman, der nie geschmacklos wird, sondern die Kunst schafft, immer auf der Grenze zwischen Erotik und Pornographie zu balancieren, und voller Respekt gegen?ber Frauen ist. Die Sprache ist dabei poetisch und dennoch phasenweise explizit.
Jons Marek Schiemann
30.07.2012