Romane

Revolution von oben im Vatikan erfolgreich!

Eine junge Frau sitzt am Schreibtisch und tippt gerade die ersten S?tze f?r ihr neues Kinderbuch, als es an der T?r klopft. Sie ?ffnet. Eine Frau betritt das Haus und ?bergibt ihr ein P?ckchen. Sie verschwindet wieder. Kurz danach berichten ihr zwei Polizisten, die Frau sei tot und was sie denn von ihr wollte. Das alles ist ausgesprochen mysteri?s!

Der Inhalt des P?ckchens, das sie den Polizisten aus innerem Wissen heraus wohlweislich verschwiegen hat, erweist sich als eine Briefsammlung. Die Autorin, neugierig von Beruf aus, beginnt zu lesen und damit startet ein Abenteuer, das in ganz ungeahnte Richtungen l?uft.

Die unbekannte Tote, Tabita, schreibt an einen Pfarrer. Briefe, die davon erz?hlen, dass Tabita mit Gott sprechen kann. Und das sind keine normalen Gespr?che, ganz im Gegenteil. Gott teilt Tabita eine Menge konkreter Dinge mit. Unter anderem die Tatsache, dass er Pfarrer Gerald Schneider dazu ausersehen hat, der n?chste Papst zu werden, um als Petrus II. die marode Kirche wieder instand zu setzen. Es erinnert an die Bibelszene, als Jesus durch den Tempel eilt und die H?ndler aus seines Vaters Haus wirft ? die Institution Kirche scheint Gott mittlerweile nicht mehr das zu sein, was er sich vorgestellt hat und so braucht es einen Mann, der aufr?umt mit dem Chaos. Zuerst ist die Kinderbuchautorin skeptisch. Gott spricht mit Tabita - das ist gew?hnungsbed?rftig. Und dann die konkreten Hinweise auf aufzul?sende Konten, auf Leichen, die zu exhumieren seien, genaue Namen, welcher Mann auf welchem Posten einzusetzen sein wird ? das alles ist der jungen Frau eine Spur zu nebul?s. Allerdings l?sst sie das Ganze auch nicht los und sie schreibt einfach k?hn an den Pfarrer.

Die Arbeit am Kinderbuch schreitet voran und erneut ver?ndert ein Klopfen an der T?r ihr Leben: Drau?en steht Pfarrer Schneider und er ist ein echter Hingucker. Noch ein Problem mehr! Darf man sich in einen Pfarrer verlieben, in eine seltsame Geschichte hineingezogen werden und am Ende zwischen Vatikan und Mafiapal?sten hin- und hergerissen werden, in Lebensgefahr schweben und Dinge tun und sagen, von denen man kurz zuvor nicht einmal etwas ahnte? Man darf. Wenn Gott zu Menschen spricht (ist Tabita das wirklich? Ein weiteres R?tsel), darf man als Frau auch ungew?hnliche Mittel anwenden.

Zwischen den Briefen, die Tabita an Pfarrer Schneider schrieb, spielt sich in immer rasenderem Tempo eine schier unglaubliche Geschichte ab. Nach einem kurzen, aber heftigen Intermezzo mit dem Pfarrer kriselt es in der Beziehung, nach und nach wird klar, dass b?se M?chte am Werk sind, die nicht nur die Liebe untergraben, sondern noch ganz andere Dinge mit der Autorin und dem Pfarrer vorhaben. Oftmals kommt sich die arme Frau vor wie eine Fliege im Spinnennetz ? von allen Seiten belauert und gef?hrdet, einsam h?ngt sie am klebrigen Faden, kann kaum entrinnen und muss alle Energie aufbieten, um aus dieser Lage wieder herauszukommen.

Tabita ist nicht tot! Das ist eine Erkenntnis, die die Autorin endg?ltig vergessen l?sst, dass sie sich um das Kinderbuch k?mmern wollte. Tabita ist in Rom. Und noch viel mehr ist in Rom, der Vatikan, die Mafia und ? ihre Verwandtschaft, von der die Autorin bislang nichts wusste. Und das sind nicht irgendwelche netten Onkel und Tanten. Wer mit dem k?nftigen Papst zu tun hat, muss mit der Mafia rechnen und wie eng die Bande dorthin sind, wird die mutige junge Dame eher schmerzhaft erfahren. Eine wilde Jagd durch Italien, besonders durch Rom und den Vatikan beginnt. Tabita wird gefunden und Pfarrer Schneider gesteht der vom Gef?hlschaos vollkommen verwirrten Autorin erneut seine Liebe, verzichtet auf den Papststuhl und landet am Ende ? selber lesen macht schlau.

Was anf?nglich nach unschuldigen losen F?den aussieht, erweist sich als lebensgef?hrliches intrigantes Machtkn?uel zwischen irdischen und himmlischen M?chten, mittendrin der Pfarrer, die eher unirdische Figur der Tabita und die bodenst?ndige Autorin, die schleunigst vom Kinderbuch auf Thriller umsteigen muss. Eine unerwartete Geschichte zu einem lang erwarteten Thema. Ein mutiger Ansatz, um ?ber die Fragen des Z?libats, der Erneuerung der Kirche, der Filzokratie, der auch W?rdentr?ger unterliegen, nachzudenken. Und eine sehr spezielle Art, sich mal wieder mit Gott auseinander zu setzen. Letztlich geht es um die Grundfragen des Menschseins, verbunden mit einer abenteuerlichen Geschichte und einem ausgesprochen mutigen Ende.

csc
01.07.2002

 
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Das Buch:

Karlotta Lorland: Briefe an einen Pfarrer

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Frankfurt/M.: Fouqué Literaturverlag 2002
ISBN: 3-8267-5162-0

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