Romane

"Alles inklusive": Amüsanter Sommer-Roman von Doris Dörrie

Ein Sommer in Spanien. F?r viele ist das gleichbedeutend mit Sonne, Liebe und Leichtigkeit. In ihrem neuen Roman spielt Doris D?rrie mit den Klischees und entkr?ftet gen?sslich den Mythos eines sinnlicheren Lebens im S?den.

Fast zwei Wochen noch. Die Urlauberin streicht die Tage ab wie im Knast. Allerdings: Es gibt zu essen und zu saufen und die Sonne, was will man mehr? - Doris D?rrie mag mit ihrer Beschreibung manchem Pauschaltouristen aus der Seele sprechen. In ihrem neuen Roman aber geht es um mehr. Es geht um M?tter und T?chter, Liebe, Ehebruch, Freundschaft und die Hoffnung, das Gl?ck zur Reise in den S?den gleich mit dazu buchen zu k?nnen. "Alles inklusive" ist im Diogenes Verlag erschienen.

Dabei geht es nicht nur um die Urlauber, die kurz kommen und anschlie?end mehr oder weniger erholt und gebr?unt wieder abreisen. Es geht auch um jene, die dauerhaft in ihrem Sehnsuchtsland leben m?chten. So wie Ingrid, barbusige Strandk?nigin von Torremolinos. Die Hippiefrau lebt bescheiden und verkauft mit ihrer Tochter Apple selbst gemachten Schmuck am Strand. Bis sie auf den Bankangestellten Karl aus Hannover trifft, der mit Frau und Sohn Tim seinen Urlaub dort verbringt. Beide verlieben sich st?rmisch ineinander, mit dramatischen Folgen f?r f?nf Menschen.

Die eigentliche Geschichte spielt drei Jahrzehnte sp?ter, als Ingrid und Apple wieder in das ehemals vertr?umte Fischerdorf zur?ckkehren und es wegen der Hotelburgen kaum noch wiedererkennen. Auch Apples Freundin Susi verschl?gt es in den S?den. Sie hofft, unter der spanischen Sonne mit ihrem schwer kranken Mann Ralf wieder gl?cklich zu werden. Auf der Suche nach einem Haus f?llt sie Angela "Angelita" in die H?nde, die sich ebenfalls "mit Haut und Haar nach einem anderen Leben sehnte" und nun in Spanien Immobilien verkauft. Doch ihre Identit?t wird sie nicht los. Selbst nach 26 Jahren nennt man die pummelige Blondine noch immer "la alemana".

"Ich w?rde Deutschland keine Sekunde lang vermissen", meint Susi. Doch Angelita glaubt zu wissen: Auch Susi wird dieses neue Leben zun?chst lieben. Wird lebenslustiger sein in den langen warmen N?chten. Dann aber wird sie merken, dass hier "niemand je ?ber etwas wirklich redet. Das ist verboten, weil es traurig machen k?nnte. Es wird hier nicht gegr?ndelt, nicht gegr?belt (...) stattdessen wird getanzt. (...) Ihr Herz wird zusammenschnurren, weil es sich nach anderen Gef?hlen verzehrt als nach der gespielten Leidenschaft."

Das klingt bitter, doch Doris D?rrie, preisgekr?nte Regisseurin, Produzentin und Schriftstellerin, ist eine Meisterin in der Beschreibung ambivalenter Gef?hle. Gen?sslich seziert die
56-j?hrige Autorin diverser Romane, Kurzgeschichten und Kinderb?cher die Gedanken ihrer Protagonisten, beschreibt ihr Leben in Deutschland und ihre Sehnsucht nach W?rme, Liebe und Gl?ck vor spanischer Kulisse.

Drei?ig Jahre sp?ter im Haus von Ingrids Sommerliebe Karl kommen alle wieder zusammen. Da ist dann auch Tim, Karls Sohn, der inzwischen Tina hei?t und Frauenkleider bevorzugt, und Susi - ohne Ralf, der kaum dem Tode entronnen, seine Liebe zu M?nnern entdeckt. D?rrie spielt mit den Klischees, legt Vorurteile und Sehns?chte augenzwinkernd frei. Mit "Alles inklusive" ist ihr ein am?santer Sommer-Roman gelungen.

Karolin K?cher, dpa
01.08.2011

 
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Das Buch:

Doris Dörrie: Alles inklusive

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Zürich: Diogenes Verlag 2011
256 S., € 21,90
ISBN: 978-3-257-06781-1

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