Romane

Ein gebrochenes Herz kann man reparieren

Mathilde hat einst ein schweres Los von Schicksalsg?ttin Fortuna ?bertragen bekommen. Zehn Jahre sind vergangen und noch immer sp?rt die 40-J?hrige die unstillbare Sehnsucht nach ihrem Ehemann, der damals bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen ist. Inzwischen sind die Wunden zwar einigerma?en verheilt - auch wegen ihrer drei wundervollen S?hne, die ihrer Mutter eine St?tze im Alltag sind -, aber tief in ihr scheut sie sich vor den Stillstand, der derzeit ihr Leben zu bestimmen scheint. Mathilde f?ngt an, sich nach Ver?nderung zu sehnen und bekommt diese im Berufsleben auch bald zu sp?ren. Nur leider nicht in dem Sinne, wie sie es sich gew?nscht hat.

Aber nicht nur ihr Leben f?ngt an, aus den Fugen zu geraten. Da gibt es auch noch Thibault, der als mobiler Arzt zu den unterschiedlichsten Menschen Kontakte pflegt. Er hat dank seiner Freundin erfahren, was Liebe ist. Und doch f?hlt er sich im Herzen ungl?cklich, denn Lila l?sst einzig im Bett N?he zu. In ihm machen sich schon seit einiger Zeit Gedanken breit, ob diese Beziehung wirklich das ist, was er sich f?r den Rest seines Lebens w?nscht - mit einer verh?ngnisvollen Entscheidung f?r sie beide: Er zieht einen Schlussstrich unter die gemeinsamen Jahre und beendet das Trauerspiel f?r immer. Und doch glimmt immer wieder eine leise Hoffnung in ihm auf, dass sich eines Tages alles zum Guten wendet.

W?hrend Thibault den Versuchungen widerstehen muss, seine Lila anzurufen und sie zu sich zu bitten, hat Mathilde eine ganz andere Art von Kampf auszufechten. Einst ist sie ihrer Arbeit mit Leidenschaft und gro?er Freude nachgegangen, aber nach einem "Zwischenfall" bei einer ?ffentlichen Sitzung werden f?r sie die Arbeitsstunden zu einer regelrechten Tortur. Ihr Chef mobbt sie und versucht unter allen Umst?nden, Mathilde aus der Firma zu vertreiben. Auch wenn sie in ein deutlich kleineres B?ro versetzt wird und infame Unterstellungen ihr das Leben schwer machen, so gibt Mathilde nicht auf - bis eine Wahrsagerin ihr sagt, dass am 20. Mai eine Begegnung ihr Schicksal in neue Bahnen lenken wird ...

Es gibt Romane, die fallen ?ber den Leser herein wie eine tosende Naturgewalt. Und es gibt solche wie "Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin", die den Leser zu ber?hren wissen - eben ein literarisches Juwel von Frankreichs Top-Autorin Delphine de Vigan. Auch wenn es lediglich 256 Seiten sind, so ist diese Geschichte von einer derartigen Intensit?t und (Sprach-)Kraft, dass man nicht umhinkommt, hier jedes einzelne Wort zu verschlingen - aus Angst, man k?nnte etwas verpassen. Die darin enthaltene Emotionsf?lle scheint direkt aus dem Herzen des Lesers zu kommen, so stark f?hlt man sich mit Protagonistin Mathilde und deren Lebens- und Leidensgeschichte verbunden. Umso trauriger ist man, wenn man auf der letzten Seite von "Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin" angelangt ist und das Buch vorerst schlie?en muss. Aber nur so lange, bis man wieder von vorne mit der Lekt?re beginnt.

Susann Fleischer
02.05.2011

 
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Das Buch:

Delphine de Vigan: Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin. Aus dem Französischen von Doris Heinemann

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München: Droemer Verlag 2010
256 S., € 18,00
ISBN: 978-3-426-19886-5

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