Romane

Die perfekte Adventslektüre

Kate Mosse hat sich in ihrer englischen Heimat nicht nur als Schriftstellerin einen Namen gemacht, sondern besitzt darüber hinaus auch als Fernsehmoderatorin durch eine Büchersendung bei der BBC eine gewisse mediale Präsenz. Hierzulande ist man erst vor einigen Jahren auf sie aufmerksam geworden, nachdem sie mit "Das verlorene Labyrinth" ihren ersten schriftstellerischen Volltreffer landen konnte. Zwei Jahre danach folgte mit "Die achte Karte" ein weiterer Wälzer aus ihrer Feder. Kate Mosses neuestes Werk hingegen überrascht ihre Leser hingegen mit einer doch erheblich geringeren Seitenzahl im Vergleich zu ihren Vorgängern. Auf lediglich etwas mehr als 200 Seiten legt sie den Plot ihrer Geschichte an. Doch verleiht gerade diese Kürze "Wintergeister" einen besonderen und beinahe novellenartigen Charakter.

Die Rahmenhandlung des vorliegenden Buches spielt im Jahre 1933 in einem Antiquariat in Toulouse, wo der junge Engländer Frederick Watson einen der okzitanischen Sprache kundigen Buchhändler aufsucht, um ihm einen alten Brief zu zeigen und insbesondere ihm die dazugehörige Geschichte zu erzählen. Diese ereignete sich knapp fünf Jahre zuvor in den schneereichen Tagen des Dezember 1928. Der Hauptdarsteller Frederick leidet auch noch über ein Jahrzehnt nach dem Tod seines Bruders George während des Ersten Weltkriegs an diesem Verlust. Selbst ein langer Aufenthalt in einem Sanatorium hat ihn letztlich nicht von seinen Problemen heilen können. So beschließt er, eine Auszeit zu nehmen und eine längere Reise in den Süden Frankreichs und die Pyrenäen zu unternehmen.

Zwischen Tarascon und Ax-les-Thermes gerät Frederick auf einer Hochgebirgsstraße im Ariège in einen Schneesturm und verunglückt mit seinem Wagen. Er schleppt sich mit letzter Kraft in den fiktiven Ort Nulle, wo er an einem Fest teilnimmt und dort auf die bezaubernde Fabrissa trifft, in die er sich schrecklich verliebt. An diesem Abend erzählt ihm Fabrissa die atemberaubende Geschichte ihrer Flucht während des Krieges. Am nächsten Tag ist Frederick niedergeschlagen, da er Fabrissa vergeblich sucht und auch seine weitere Recherche bei den Bewohnern Nulles erfolglos bleibt.

Der Leser hat natürlich aufgrund des Buchtitels bereits eine Ahnung, in welche Richtung der Hase läuft. Dennoch gelingt Mosse eine fantastische und hochspannende Auflösung der Handlung, die weder kitschig noch übermäßig konstruiert daherkommt. Mosse ist ein wunderbares Buch gelungen, das eine zeitlich gesehen sowohl sehr komprimierte als auch die Jahrhunderte umspannende Geschichte enthält. Dabei nimmt einen vor allem die Darstellung der Kernhandlung, die sich auf wenige Tage und den kleinen Ort Nulle beschränkt, richtiggehend gefangen. Mosses Schreibstil drängt einen zwar zum ständigen Weiterlesen, dennoch legt man das Buch auch gerne vorzeitig zur Seite, um noch einen Tag länger die Geschichte genießen zu dürfen.

Aufgrund der wunderbar transportierten Stimmung aus den schneereichen Pyrenäen eignet sich die Lektüre von "Wintergeister" ideal für die bevorstehende Advents- und Vorweihnachtszeit, vorzugsweise im gut beheizten Heim mit Blick auf schneebedeckte Dächer und Bäume. Neben der unerfüllten Liebe zwischen Frederick und Fabrissa enthält "Wintergeister" sehr nahegehende Töne über den Verlust eines lieben Menschen und die Schwierigkeiten im Umgang damit. Bei "Wintergeister" stimmt einfach alles: Die gelungene Geschichte ist in einer wunderbaren Sprache verfasst und wird in einem sehr liebevollen Äußeren beherbergt. Die ansprechende Covergestaltung, die mittelalterlich angehauchten Kapitelüberschriften und das feine Lesebändchen unterstützen gekonnt das Lesevergnügen. So macht Lesen Spaß!

Christoph Mahnel
22.11.2010

 
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Das Buch:

Kate Mosse: Wintergeister. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann

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München: Droemer Verlag 2010
224 S., € 18,00
ISBN 978-3-426-19890-2

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