Belletristik:

Sachbuch:

Magazin:

Romane

Der große süditalienisch-amerikanische Roman

Italien zu Anfang der 1960er Jahre: Carlino diLontrone hat bei einem Flugzeugabsturz beide Eltern verloren und muss sich fortan dem strengen Regiment seiner Gro?mutter Nonnilde unterwerfen. Wohlbeh?tet und besch?tzt w?chst der einzige m?nnliche Nachkomme einer s?ditalienischen Oliven?l-Dynastie in der Obhut seiner Gro?familie zu einem jungen Mann heran, dessen innigster Wunsch es ist, sich nichts mehr vorschreiben lassen zu m?ssen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Doch noch ist die Zeit nicht gekommen, denn Nonnilde hat stets ein wachsames Auge auf ihren Enkelsohn.

F?r die Matriarchin der Familie ist diese Furcht nicht unbegr?ndet. Man muss sich lediglich den Lebensstil von Carlinos Vater betrachten, um zur Erkenntnis zu gelangen, dass Carlino noch ein langer Weg bevorsteht. Vor dem gro?en Ungl?ck war sein Vater ein gef?rchteter Lebemann und Herzensbrecher, der weder als Ehe- noch als Gesch?ftsmann etwas taugte. Nun bef?rchtet Nonnilde, dass auch sein Sohn Carlino etwas davon geerbt haben k?nnte, was eine Katastrophe f?r alle bedeuten w?rde. Der Grund: Eines Tages soll Carlino sein Erbe antreten und die F?hrung des riesigen Familienunternehmens ?bernehmen. Mit strenger Hand will Nonnilde ihren Enkel auf diese schwierige Aufgabe vorbereiten und ihm so einen gewissen Wohlstand sichern.

Das s??e Leben des Carlino diLontrone

Es gibt allerdings schwerwiegende L?cken in Nonnildes Plan: Carlino hat mehr von seinem Vater geerbt, als der Familie lieb sein kann. Der Junge tr?umt von der gro?en weiten Welt und m?chte lieber heute als morgen seinen Onkel in New York besuchen, um dort seinen amerikanischen Traum wahrwerden zu lassen. Doch noch ist die Zeit nicht gekommen und Carlino muss sich in seiner Heimat dem Leben stellen, was eigentlich nicht das Schlechteste ist. Der Grund: Carlino diLontrone hat einen ziemlichen Schlag bei den Frauen und gibt sich liebend gern hei?en Bettspielen hin. Zwar ist dies nur ein kleiner Ersatz f?r die Sehnsucht, aber wenigstens ist er sp?ter um einige Erfahrungen und Flausen reicher.

In den wilden 70er Jahren bekommt Carlino endlich seine gro?e Chance, aus den eingefahrenen Bahnen auszubrechen und gegen seine herrische Gro?mutter aufzubegehren. Lange Haare und enge Jeans werden zu seinem Markenzeichen, w?hrend die Liebe zu einem wundersch?nen Hippie-M?dchen ihn an seine Sehnsucht nach einem neuen Leben erinnert. Als Cousin Charles aus New York zu Besuch kommt, lebt Carlinos gro?er amerikanischer Traum erneut auf. In den 80ern nutzt Carlino endlich die Gunst der Stunde und flieht ?ber den gro?en Teich. Aber wird er in Amerika wirklich sein Gl?ck machen oder doch reum?tig in die alte Heimat zur?ckkehren, um dort seiner eigentlichen Berufung zu folgen?

Ein wortgewaltiges Panorama ?ber Land und Leute

Gaetano Cappellis "Ferne Verwandte" ist ein ganz gro?er Roman, der den Leser durch die mannigfaltige Gef?hlswelt des Protagonisten f?hrt und ein St?ck von la dolce vita in dessen Herzen hinterl?sst. 512 Seiten voller Poesie, hintergr?ndigem Humor, italienischem Charme und Gef?hl machen das vorliegende Buch zu einem wortgewaltigen Panorama ?ber Land und Leute, deren Lebensgef?hl selbst den Leser ergreift und dabei gro?en Lesegenuss verspricht. In Deutschland gilt Cappelli bislang als Geheimtipp, um den man nach "Ferne Verwandte" auch im hiesigen Lande nicht herum kommt. Der Grund: Selten trifft man auf solch einen atmosph?rischen, farbenpr?chtigen Generationsroman, dessen Sog man nicht mehr entkommen kann.

Susann Fleischer
30.08.2010

Diese Rezension bookmarken:

Social Bookmarking