Romane

Nichts geht über die Familie

Wenn Christine Bonhof auf ihr Leben schaut, sieht sie allerorten nur Chaos. Ex-Mann Ulrich ist mit seiner 20 Jahre jüngeren Freundin glücklich und mit Mitte 50 erneut Papa geworden, Tochter Anja zählt auf die tatkräftige Unterstützung ihrer Mutter und die Zukunft von Christines Buchhandlung steht auf der Kippe. Da wird die Sache nicht dadurch vereinfacht, dass ihr Vater dem Irrglauben unterliegt, er könne ohne eine Pflegerin auskommen. Auch wenn Christine oftmals vor Stress aufstöhnt und gemütliche Abende auf der Couch eher selten sind, ihr Leben würde die Mittfünfzigerin nur sehr ungern umtauschen wollen. Schließlich ist sie glücklich und zufrieden mit allem. Doch eines Tages ist es damit vorbei, denn die Gutmanns, Christines Verpächter, beschließen nach Mallorca auszuwandern und verkaufen für das nötige Startkapital das Gebäude, in dem sich die Buchhandlung befindet.

Der nächste Schock folgt auf dem Fuße: Der Käufer der Immobilie ist niemand geringeres als die Buchkette "Hieronymus", neben die ein kleiner Buchladen wie Christines unmöglich bestehen kann. Ein neuer Plan muss her. Und Christine ist das Glück hold: Sie bekommt die Chance, sich als Filialleiterin zu bewähren und damit ihren Traumberuf nach wie vor auszuüben. Da ist es äußerst schlechtes Timing, als Sabine, Ulrichs Freundin und Mutter seines neun Monate alten Sohnes, bei einem Autounfall ums Leben kommt. Nun muss sich die taffe Geschäftsfrau auch noch als Babysitter für einen über 50-Jährigen und dessen Sohn betätigen. Da ist es kein Wunder, dass Christines Liebesleben ein wenig auf der Strecke bleibt. Aber das scheint kein so großes Drama zu sein, denn Freund Toni hat selbst alle Hände voll zu tun.

Demnächst wird der neue Bürgermeister von Bodenfurt gewählt. Tonis Ziel ist klar: Er will erneut gewählt werden. Unterstützung bekommt er dabei von Christine, die ihm bei jedem großen Event treu zur Seite steht. Als ein Skandal Tonis Stuhl gehörig zum Wackeln bringt, ist es wichtiger denn je, dass Christine ein offenes Ohr für die Probleme anderer hat. Bei so viel Action in Christines Leben sind Verwicklungen vorprogrammiert. Doch eine Christine Bonhof lässt sich nicht so leicht unterkriegen und bekommt immer, was sie will - na ja, zumindest fast immer.

Annemarie Schoenles Roman "Familie ist was Wunderbares" ist eine rasante Komödie über das Leben im Allgemeinen und die Familie im Besonderen. Dabei überzeugt die Story durch Witz, Charme und Gefühl und hinterlässt nach der Lektüre beim Leser ein wahres Glücksgefühl. Trotz des Wahnsinns, die bei den Bonhofs von existentieller Natur zu sein scheint, fehlt es hier nicht an romantischer Atmosphäre und Tiefgang. Damit ist der Grundstein für einen perfekten Filmstoff geliefert - wie der Fernsehsender ZDF 2007 bereits erkannte und daraus einen tollen TV-Film zauberte. Jeder, der diesen verpasst hat, wird mit dem vorliegenden Buch seine helle Freude haben. Man hat beim Lesen das Gefühl, als nähme man an der Handlung teil und sei ein Mitglied von Christine Bonhofs Familie. "Familie ist was Wunderbares" ist ein großartiger Roman, der Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt und mitten hineinreißt in das turbulente Geschehen. Solch ein Buch mag man immer wieder gerne lesen.

Susann Fleischer
16.08.2010

 
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Das Buch:

Annemarie Schoenle: Familie ist was Wunderbares

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2010
336 S., € 8,95
ISBN: 978-3-426-50034-7

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