Romane

Worte so scharf wie ein Messer

Seine Kollegen f?rchten ihn, w?hrend seine Arbeitgeber von seinen kreativen Ideen, was K?ndigungsschreiben betrifft, immer wieder aufs Neue angetan sind. Der Killer ist der Sieger eines firmeninternen Wettbewerbs um das beste Entlassungsschreiben und versetzt mit seiner spitzen Feder die Firmenmitarbeiter in Angst und Schrecken. Mit seiner poetischen Sprache und der Ehrerbietung, die zwischen den Zeilen sp?rbar ist, macht er den Gek?ndigten glauben, dass er ihn mit diesem Schreiben einmalige Chancen, sich ihre Lebenstr?ume endlich zu erf?llen oder noch einmal vollkommen von Vorne zu beginnen, er?ffnet. Ohne seinen Brief w?rden sie noch immer trostlos in ihrem B?ro sitzen und eine langweilige T?tigkeit nach der anderen erledigen. Aber zum Gl?ck gibt es ja den Killer, der ihnen aus dieser Misere heraushilft. 

W?hrend es f?r den Killer auf der Arbeit steil nach oben geht, nimmt sein Privatleben die umgekehrte Richtung. Nach einer Begegnung eines K?ndigungsopfers verstrickt sich der Killer zu sehr in dessen Leben und sieht sich pl?tzlich in der Rolle eines Ersatzvaters zweier Kinder. Das einst wohlgeordnete Leben ger?t vollends aus den Fugen, als der Killer Gef?hle zul?sst, die mit seiner Kaltschn?uzigkeit auf Arbeit kollidieren. Der zuvor so sichere B?rostuhl f?ngt an m?chtig zu wackeln, denn er muss erkennen, dass es auch noch ein Leben au?erhalb seines B?ros gibt. Auch die Gef?hle, die der Killer zu entwickeln beginnt, scheinen alles andere als konform mit seiner Arbeit zu gehen. Schlie?lich stellt er sich eines Tages die Frage, wie er auf der einen Seite seinen Kollegen mit Briefen hinterr?cks in den R?cken stechen und auf der anderen Seite Zuneigung zu Fremden entwickeln kann. Und auch sein Boss sieht diesen Konflikt am Horizont, sodass ein Ende des Killers nahe scheint. 

Andreas Bajani gelingt es in seinem Roman "Mit herzlichen Gr??en", schonungslos die perfiden Mechanismen der Arbeitswelt aufzudecken und zu einer ?berspitzung derselben auf lediglich 140 Seiten voranzutreiben. Das Buch ist erschreckend, ern?chternd und aufw?hlend zugleich, wobei der Autor wie sein Protagonist nicht vor bitterb?ser Ironie zur?ckschreckt und selbst die ?ngste, die sich Arbeitnehmern hier tagt?glich zu offenbaren scheinen, in einer poetischen Sprache wie wundervolle Bilder erscheinen l?sst. Kritik blitzt zwischen den Zeilen heraus und unterh?lt so auf hervorragende Weise. Da sieht der Alltag nach der Lekt?re des vorliegenden Buches gleich ganz anders aus, denn man kann die Welt mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen - ?hnlich wie es der Killer erfahren muss. 

Susann Fleischer 
16.08.2010

 
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Das Buch:

Andrea Bajani: Mit herzlichen Grüßen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann

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München: dtv 2010
140 S., € 12,90
ISBN: 978-3-423-24793-1

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