Romane

Der gelungene Startschuss einer magischen Bestseller-Reihe

Spätestens seitdem Stephenie Meyer mit ihrer "Bis(s)"-Reihe nicht nur die jungen Leser für sich begeistern konnte, sondern auch Erwachsene in ihren Bannkreis zog, ist der Begriff "All Age" in aller Munde. Da gibt es jene, die dem aktuellen Trend folgen und fantasievolle Geschichten um Vampire, die Wesen der Nacht, stricken. Und dann gibt es die anderen, die ihren eigenen Weg zu gehen wagen und etwas Neues, bisher noch nicht Dagewesenes kreieren. Eric Nylund gehört definitiv zu denen, die im Fantasy-Genre gegen den Strom schwimmen und damit den Lesern jeden Alters großartige Unterhaltung im Blockbuster-Format schenken. Sein neuestes Werk "Gemini. Der goldene Apfel" ist der beste Beweis dafür. Mit der Geschichte zweier Waisen, die ihren Platz erst noch finden müssen, hebt sich Nylund von anderen Autoren ab und schafft etwas Einzigartiges, das Spannung in einem unterhaltsamen Format bietet.

Eliot und Fiona Post und ihr wahres Schicksal

Für die Waisen Eliot und Fiona Post ist das Leben alles andere als ein Zuckerschlecken: Ihre Großmutter führt ihr Regiment mit strenger Hand und abgesehen von ihrem Aushilfsjob in einer Pizzeria herrscht gähnende Langeweile im Leben der Zwillinge. Dabei möchten sie nichts lieber, als endlich einmal das zu tun, was ihnen gefällt. Aber da gibt es die "106 großmütterlichen Regeln", die den Teenagern so ziemlich alles verbieten, was das Leben erst so wirklich aufregend macht. Fantasy-Bücher sind ebenso tabu wie Musik, Kunst, Verabredungen und Alkohol. Was die beiden allerdings noch nicht wissen: Sie sind alles andere als normal und langweilig. Ihnen steht die Aufgabe ihres Lebens bevor.

Am Vorabend ihres fünfzehnten Geburtstages ändert sich Eliots und Fionas Leben auf einen Schlag, als sie erfahren, dass ihre Mutter eine unsterbliche Göttin, ihr Vater ein gefallener Engel aus der Hölle ist. Vor mehr als 15 Jahren verliebten sie sich unsterblich ineinander und gaben sich ihren Leidenschaften hin. Als dann Eliot und Fiona geboren wurden, schien ihr Glück perfekt. Aber lange sollte es nicht wären, denn trotz des großen Glückes blieb ihr Vater im Herzen stets böse und brachte seine Kinder in allergrößte Gefahr. Ihn zu vernichten brachte ihre Mutter nicht über sich, also schickte sie ihren einstigen Geliebten auf die Erde, wo er als Sterblicher für immer wandelt und fernab der Zwillinge sein Leben fristet. Aber auch damit ist die Gefahr nicht für immer gebannt, denn beide Familien suchen nach den Zwillingen.

Gut oder Böse? Das Spiel um die Macht hat begonnen

Alle Versuche ihrer Großmutter, die Zwillinge vor beiden Familien zu schützen, erweisen sich nach 15 Jahren Ruhe, Frieden und augenscheinlicher Glückseligkeit als Trugschluss. Sie werden von ihren Familienmitgliedern mütterlicherseits aufgespürt und müssen sich ihnen stellen, denn noch ist nicht entschieden für welche Seite sich Eliot und Fiona entscheiden. Für Gut oder Böse? Und ihre Entscheidung ist von größter Bedeutung, denn sollten sie sich der einen Seite zuneigen, können sie zu einem großen Segen für die Unsterblichen werden. Wenn sie sich allerdings der anderen Seite zuneigen, werden sie zu einem mächtigen Aktivposten der Höllischen und brächten damit Verderben und Elend über die Welt, die den beiden bislang nicht vollgesonnen schien.

Drei Prüfungen sollen darüber bestimmen, welcher Seite die Zwillinge wirklich angehören. Drei Aufgaben, derer sich schon Heroen wie einst König Arthur und Herkules stellen mussten und die nicht für jeden zu einem glücklichen Ende führten. Oftmals büßten die Prüflinge ihren Heldenmut mit ihrem Leben. Auch Eliot und Fiona steht ein langer Weg voller Gefahren und Hindernisse bevor, der sie an ihre körperlichen und geistigen Kräfte bringen könnte. Und als wären die von den Unsterblichen auferlegten Aufgaben der Herausforderung nicht genug, müssen sich die Teenies auch noch gegen drei teuflische Versuchungen zur Wehr setzen. Diese sollen den Willen der Geschwister schwächen und sie voneinander isolieren. Nur wenn sie zusammenhalten und lernen, ihre neuen Kräfte richtig einzusetzen, können sie überleben. Das Abenteuer kann beginnen!

Frischer Wind im Fantasy-Genre

Auch wenn Vampire, Werwölfe und Zauberer das (magische) Literaturparkett derzeit beherrschen, so sollten Romane wie Eric Nylunds "Gemini. Der goldene Apfel" nicht unbeachtet bleiben. Wie in jedem Buch geht es auch hier um den ewigen Kampf Gut gegen Böse. Und doch gelingt Nylund hier ein genialer Schachzug, der selbst alte Hasen aufhorchen lässt: Er verbindet die Alltagswelt mit dem Übersinnlichen und versetzt zwei normale, gelangweilte Teenager, wie man sie an jeder Straßenecke trifft, in das Abenteuer ihres Lebens. Insbesondere jüngere Leser fühlen sich in das Seelen- und Gefühlsleben von Eliot und Fiona Post ein und erleben ihre Abenteuer hautnah mit. Und die anderen fühlen sich an ihre einstigen (magischen) Träume erinnert und nach der Lektüre des Buches um mindestens zehn Jahre jünger.

Was Eric Nylunds Fantasy-Roman "Gemini" so attraktiv macht, ist dieses Wechselbad aus Spannung, temporeicher Action, bezaubernden Gefühlsmomenten und Normalität, das den Leser mit sich reißt und auf 768 Seiten erstklassige Unterhaltung über Tage hinaus garantiert. Und so ganz nebenbei hat Nylund neue Kultfiguren geschaffen, die den Helden der Altmeister J.K. Rowling und J.R.R. Tolkien in nichts nachstehen und genauso die Herzen ihrer Leser erobern wie zuvor schon Harry Potter und Co. Für jeden ein Muss, der Fantasy-Literatur liebt und gute Romane außerhalb des gängigen Einerlei lesen will. Eric Nylund hat mit "Gemini" dafür die besten Voraussetzungen geschaffen.

Susann Fleischer
07.06.2010

 
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Das Buch:

Eric Nylund: Gemini. Der goldene Apfel. Aus dem Amerikanischen von Maike Claußnitzer

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München Penhaligon Verlag 2010
768 S., € 19,95
ISBN: 978-3-7645-3049-5

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