Romane

Gracia Mendes - Die neue Königin Esther

Ein portugiesischer König, der eine katholische Prinzessin aus Spanien heiraten möchte, um das kleinere Portugal mit dem großen Spanien zu verbrüdern, steht vor einem großen Problem: Die spanische Prinzessin Isabella ist so gläubig, dass sie als Bedingung für die Einwilligung in die Ehe verlangt, dass ihr Zukünftiger alle Juden aus seinem Reich vertreibt. Doch die eifrigen jüdischen Kaufleute braucht der portugiesische König Dom Manuel, denn wer soll sonst das Gold in seine Staatskammern scheffeln? So sinnt er auf eine List: Er lässt dem jüdischen Volk Portugals "die Wahl": Entweder sie bekehren sich zum Christentum oder sie müssen sterben! So kommt es zu der legendären und blutigen Zwangstaufe im Jahr 1496 auf dem Praça do Rossio in Lissabon.

Hier setzt nun die Handlung des historischen Romans "Die Gottessucherin" von Peter Prange ein: Unter den so genannten "Conversos" - Juden, die nach der Zwangstaufe alle christlichen Pflichten erfüllen, im Verborgenen jedoch ihren eigentlichen Glauben weiterleben - befand sich auch Philippa, die die Mutter von Gracia Mendes werden sollte. Gracia, die später als "die neue Königin Esther" in die Geschichte eingehen wird, ist eine überzeugte Jüdin, die sich nur schwer mit diesem Doppelleben voller Notlügen abfinden kann. Mit ihrem Ehemann, dem reichen Kaufmann Francesco Mendes, rettet Gracia zahllosen Juden aus den verschiedensten europäischen Ländern, in denen diese von der Inquisition verfolgt werden, das Leben.

Auf den Handelsschiffen der Familie Mendes verstecken sich die Menschen und werden in rettende Häfen gebracht. Nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes übernimmt Gracia gemeinsam mit ihrem Schwager Diogo die Leitung des Familienunternehmens. Doch die Inquisition hat bald auch Gracia im Visier und verschont selbst ihre engsten Verwandten nicht. Die Familie sieht sich immer wieder gezwungen, vor der Willkür und dem Fanatismus der weltlichen und religiösen Mächte Europas zu fliehen. Von Lissabon, nach Amsterdam, nach Venedig und schließlich ins osmanische Konstantinopel (heute Istanbul) fliehen die Mendes unter Gracias Leitung. Vom osmanischen Sultan Süleyman erringt dann die Frau, die dem jüdischen Volk soviel Hoffnung gab, Tiberias als das neue Heimatland des jüdischen Volkes.

Peter Prange haucht Gracia Mendes mit seinem packenden Buch "Die Gottessucherin" erneut Leben ein. Der Leser wird mitgerissen vom viel bewegten Leben dieser starken und beeindruckenden Frau, die unzählige ihrer Glaubensbrüder vor dem grausamen Wahnsinn der Inquisitoren rettete. Unermüdlich bot sie Päpsten, Königen und Kaisern die Stirn und stellte oftmals ihr privates Glück für das ihres Volkes zurück. Dass unter dem Ehrgeiz und den religiösen Überzeugungen der Gracia Mendes jedoch oftmals ihre nächsten Verwandten leiden mussten, kehrt Prange ebenfalls deutlich hervor. So schlägt das hervorragend recherchierte Buch "Die Gottessucherin" den Leser schon mit den ersten Sätzen in seinen Bann.

Besonderes Highlight für Historien-Fans: Peter Prange gibt in einem Nachwort Einblicke in seine Recherchearbeit. Er zeigt auf, wo er historische Fakten verarbeitetet hat und an welchen Stellen im Roman er auf seine Fantasie zurückgreifen musste.

Maria Merten
16.11.2009

 
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Das Buch:

Peter Prange: Die Gottessucherin

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München: Droemer Verlag 2009
765 S., € 22,95
ISBN: 978-3-426-19751-6

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