Romane

Émilie du Châtelet - Eine starke Frau unter Männern

Émilie du Châtelet (1706-1749) ist als Mathematikerin, Physikerin und Philosophin in die französische Historie eingegangen. In einer von Männern dominierten Welt der Wissenschaften behauptete sich die Frau als Befürworterin Isaac Newtons und schrieb zudem (natur-)wissenschaftliche Texte, die auch 260 Jahre nach ihrem Tod Bestand haben sollten. Die norwegische Autorin Margit Walsø wagt nun mit ihrem Debütroman "Geliebter Voltaire" einen Blick in das Leben einer faszinierenden Frau, die dem bekannten Dichter Voltaire den Kopf verdrehte.

Im Paris des Jahres 1733 trifft die dreifache Mutter Émilie auf den Philosophen und Dichter Voltaire. Anlass der Begegnung ist ein Opernabend, der schließlich mit der Einladung zu einem geselligen Beisammensein endet. Zwar haben sich die beiden bereits Jahre zuvor schon einmal gesehen, aber damals war lediglich von gegenseitigem Respekt die Rede - keineswegs von Zuneigung oder gar Liebe. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich eine tiefgehende Liebesbeziehung zwischen diesen beiden außergewöhnlichen Menschen, die nicht nur von Zuneigung geprägt ist, denn zugleich fördert diese "Affäre" Émilies Schaffenskraft: Sie schreibt wissenschaftliche Abhandlungen, beginnt mit der Übersetzung von Newtons "Principia Mathematica" in das Französische und führt zahlreiche physikalische Experimente durch. Dabei wandelt sich allerdings eines Tages die Liebe zwischen Émilie und Voltaire zu einer Freundschaft, die bis über den Tod hinaus bestehen sollte.

Émilies wissenschaftliche Forschungen geraten erst ins Stocken, als sie sich in den Offizier und Dichter Jean François de Saint-Lambert verliebt. Als sie dann im Alter von 42 Jahren auch noch schwanger wird - in der damaligen Zeit eine Risikoschwangerschaft und ein unerhörter Skandal -, gerät Émilies Leben vollends aus den Fugen. Und so muss Émilie sich erneut behaupten - gegen das Geschwätz der feinen Gesellschaft und gegen die Zeit, denn schließlich will "Newton" noch vollständig übersetzt werden.

Margit Walsø ist mit ihrem Erstlingswerk "Geliebter Voltaire" ein ausgezeichneter historischer Roman über das faszinierende Leben einer schillernden Dame des 18. Jahrhunderts geglückt. Das Geflecht aus Historie und Fantasie, Biographie und Roman entführt den Leser in ein Leben, das soviel anders als das heutige ist. Mit berührenden Worten entsteht ein zärtlich-liebevolles Porträt einer großen Ausnahme unter den Frauen des 18. Jahrhunderts - konnte Émilie du Châtelet sich doch in der Männerwelt erfolgreich behaupten und somit als Vorbild für Frauen folgender Generationen dienen. Der biographische Roman ist ein Anreiz für alle Frauen, sich Träume zu erfüllen und für ein Ziel zu kämpfen.

Susann Fleischer
21.09.2009

 
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Das Buch:

Margit Walsø: Geliebter Voltaire. Aus dem Norwegischen von Åse Birkenheier

München: dtv 2009
208 S., € 9,95
ISBN: 978-3-423-21159-8

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