Romane

Das idyllische Landleben und seine Tücken

Summerstoke ist ein beschauliches Dorf, in der Nähe der englischen Ortschaft Bath gelegen. Jeder kennt jeden und alle gehen ihren alltäglichen Gewohnheiten nach. Da gibt es das wohlbetuchte Ehepaar Lester, die drei alleinstehenden Schwestern Merfield, die Farmerfamilie Tucker, Pfarrer Grey samt Frau, Dorfladenbesitzerin Rita Godwin und noch so einige andere mehr. Das Leben auf dem Land könnte so idyllisch sein, wenn Landbesitzer Hugh Lester nicht den Wunsch verspüren würde, sein Gut zu vergrößern. Und da die Merfields ihm partout kein Land verkaufen wollten, spinnt er eine Intrige gegen den Pächter Charlie Tucker, die allerdings fehlschlägt. Nach diesem kleinen Zwischenfall nimmt der scheinbar normale Alltag wieder seinen Lauf.

Eines Tages jedoch ändert sich das Leben der Dorfbewohner grundlegend, als innerhalb kürzester Zeit der konservative Abgeordnete Oliver Merfield mit seiner Frau Juliet Peters, einem bekannten Serienstar, und seinem Sohn Jamie sowie der Chefredakteur Richard Garnett mit Frau Isabelle und zwei Töchtern in das kleine Dorf ziehen. Schnell wird deutlich, dass insbesondere zwischen Oliver und Richard eine starke Antipathie herrscht. Der Grund: Richard findet, dass Oliver mit einem "silbernen Löffel" aufgezogen wurde und neidet ihm zudem dessen Frau Juliet. Des Weiteren ist da noch dieses Gefühl der Eifersucht, als er sieht, wie sich Oliver und Isabelle unterhalten. Und schnell ist der Plan gefasst, gegen den Abgeordneten Oliver Merfield eine Hetzkampagne zu starten. Dieser müsste dann von seinem Amt zurücktreten und seine Frau Juliet würde sich vollends auf Richard einlassen. Nützlich bei Richards Intrige ist die Unterstützung der Lesters, die einen abgrundtiefen Hass gegen die Merfields hegen. Und so spitzt sich auf dem Lande langsam die Situation zu. Der Kampf wird verbitterter und härter als anfangs gedacht. Da bleibt der eine oder andere auf der Strecke.

Caroline Kington, Produzentin und Regisseurin bei TV und Radio sowie am Theater, hat mit ihrem Roman "Regentropfenglück" eine sommerleichte Lektüre geschrieben, die für amüsante und kurzweilige Unterhaltung sorgt. Die Verschiedenheit der einzelnen Figuren lässt den Leser an mancher Stelle die Stirn runzeln, wenn dieser erkennt, dass Richard Garnett, Juliet Peters und die Lesters nur aus selbstsüchtigen Gründen zu handeln scheinen. An anderer Stelle schmunzelt man, wenn man der leicht chaotischen Paula begegnet, die resolute Rita beim Verkauf im Laden beobachtet und den splitternackten Flitzer auf den Straßen Summerstokes bei seinem abendlichen Joggen entdeckt. So manch andere Figur allerdings erregt auch das Mitleid des Lesers, wenn man beispielsweise Isabelle Garnett betrachtet, die sich für ihren Mann aufgegeben hat und scheinbar alles unternimmt, um ihm zu gefallen. So bietet das Buch das interessante Panorama eines trügerischen Landidylls, was von den vielen Landschaftsbeschreibungen unterstützt wird.

Der Roman, Nachfolger von "Schönwetterwolken", entwickelt sich in seinem Verlauf ähnlich einem regnerischen Tag: Frühmorgens herrscht strahlender Sonnenschein, bis sich die Wolken langsam mehr und mehr zuziehen, sodass schließlich erste Tropfen den Erdboden berühren. Der Regen fängt als sanfter Sommerregen an, entwickelt sich aber innerhalb kürzester Zeit zu einem stürmischen Gewitter, das alles überschattet. Nach dessen Ende allerdings reißen die Wolken wieder auf, lassen die Sonne durch und der Regen hat alles Schlechte fortgespült. Ähnlich gestaltet sich das Lesen, wenn man den zarten Anfang verfolgt und die Handlung sich langsam steigert und schließlich mit einem großen Knall auflöst. Da ist der (Lese-)Abend ein wahrer Genuss.

Susann Fleischer
27.07.2009

 
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Das Buch:

Caroline Kington: Regentropfenglück. Aus dem Englischen von Tina Thesenvitz

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2009
624 S., € 8,95
ISBN: 978-3-426-50075-0

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