Romane

Vorsicht , wenn die Mami zu Besuch kommt

Kaum sind die Kinder aus dem Haus, melden sie sich nicht mehr bei ihren Müttern. Diese haben sich für ihren Nachwuchs aufgeopfert, ihnen während ihrer Kindheit alles gegeben, was sie brauchten und wollten. Es gibt solche Mütter, die sich einfach mit dieser Situation abfinden, aber auch jene, die etwas dagegen unternehmen. Und dies tun die drei älteren Damen Gillian, Helen und Carol: Sie besuchen ihre Söhne und quartieren sich für eine Woche bei ihnen ein. Was dabei herauskommen kann, sieht man in William Sutcliffes Roman "Achtung, Mama ante portas".

Es ist Muttertag und kein Sohn der drei Protagonistinnen meldet sich bei seiner Mutter. In diesem Moment wird ihnen klar, dass sie etwas an dieser Situation ändern müssen. Sie müssen ihre Mutter-Sohn-Beziehung wieder aufleben lassen, die einst vor vielen Jahren bestand. Also packen die drei Damen ihre Autos voll und begeben sich zu "ihren Jungs". Carol fährt zu Matt. Er ist Chefredakteur einer sehr erfolgreichen Zeitschrift. Doch handelt es sich dabei um ein Männermagazin namens "Balls". Er treibt sich auf Partys rum, schläft mit wildfremden Frauen und gestaltet seine Freizeit nach seinen Vorlieben. Als Matt zu einer PR-Party eingeladen wird, schleicht sich Carol heimlich dorthin, um ihn im Stillen beobachten zu können. Dabei lernt sie eine junge, nette Frau kennen. Mit dieser arrangiert Carol ein Blind-Date. Und Matt muss erkennen, dass seine Mutter gar keinen so schlechten Geschmack hat. Sie macht ihm am Ende deutlich, dass er dringend sein jetziges Leben ändern muss. So kann es doch nicht weitergehen.

Während Carol über die Lebensweise ihres Sohnes schockiert ist, fährt Helen zu ihrem Sohnemann Paul. Dieser lebt in einer Schwulen-WG, mit seinem festen Freund Andre. Doch die Situation zwischen Mutter und Sohn ist nicht entspannt, da nach der Scheidung der Eltern kein entspanntes Verhältnis zwischen mehr möglich war. Fast jedes Mal zerstreiten sich Paul und Helen, denn Helen hat das Gefühl, dass Paul seinen Vater lieber hat als sie. Dieser weiß sogar bereits seit längerer Zeit, dass Paul homosexuell ist. Nach einem Abend voller Diskussion und Helens Wunschäußerung, Oma werden zu wollen, gesteht Paul ihr, dass er einem lesbischen Pärchen zu einer kleinen Tochter verholfen hat. Also macht sich Helen auf, ihr Enkelkind kennenzulernen. Vor ihrer Abreise macht sie ihrem Sohn deutlich, dass er um die Kleine kämpfen muss. Sie würde sein Glück vollkommen machen.

Abgerundet wird die Dreiergeschichte durch die gemeinsame Woche von Gillian und Daniel. Dieser ist nach dem Ende einer langjährigen Beziehung nach Schottland geflüchtet. Dort gibt er sich seinem Selbstmitleid hin. Er lernt keine neuen Leute kennen, geht abends nicht weg, sondern liest einen Roman. Also arrangiert Gillian ein Treffen mit einer Unbekannten, das sich als Desaster herausstellt. Durch zahlreiche Rückblenden in Daniels Geschichte wird deutlich, dass diese frühere Beziehung das Non-Plus-Ultra war. Und Gillian erkennt dies auch. Sie erzählt Daniel etwas aus ihrer Vergangenheit und bewirkt, dass Daniel um seine einstige Liebe kämpft. So schnell soll er nicht aufgeben. Erst recht nicht, wenn sie wirklich die Richtige für ihn ist.

In all diesen drei Beziehungen wird deutlich, dass die Mutter-Sohn-Beziehung etwas ganz Besonderes ist. Dabei wirkt die Szenerie an einigen Stellen leicht skurril. Die Söhne ergeben sich in ihr Schicksal, ohne einen Ausweg zu suchen. Sie, die nichts gegen ihre Mütter unternehmen können, wirken in diesem Geschehen handlungslos. Im Versuch, ihre Kinder besser zu verstehen, wirken die drei Damen leicht dominierend und abschreckend. Doch schließlich wird eins deutlich: Die Mütter wollen doch nur das Beste für ihre Söhne.

Susann Fleischer
02.02.2009

 
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Das Buch:

William Sutcliffe: Achtung, Mama ante portas. Aus dem Englischen von Ann Lecker-Chewiwit

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München: Blanvalet Verlag 2008
400 S., € 7,95
ISBN: 978-3-442-36956-0

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