Romane

Ein Debüt, das mitten ins Herz trifft und es einem sogar bricht

Das Leben ist kurz; nicht selten sogar viel zu kurz. Niemand weiß das besser als die siebzehnjährige Lenni. Seit Monaten liegt sie in einem Glasgower Krankenhaus. Denn Lenni leidet an einer unheilbaren Krankheit, die ihr nicht mehr viel Zeit lässt. Was soll sie mit gleichaltrigen Freunden, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben? Was soll sie anfangen mit der ihr verbleibenden Zeit, wenn sie noch so viele Fragen hat, die das Leben ihr nie beantworten wird? Die Tage ziehen sich unendlich langsam dahin, bis Lenni auf die 83-jährige Margot trifft, mit der sie sich sofort gut versteht. Sie beschließen im krankenhauseigenen Kunstkurs ihre gemeinsamen hundert Lebensjahre als Momentaufnahmen in hundert Bildern festzuhalten, so dass etwas Dauerhaftes von ihnen zurückbleibt, wenn sie gehen.

Mit dreiundachtzig ist Margot zwar nicht mehr die Jüngste, aber noch längst nicht zum alten Eisen gehörend, voller Lebenserfahrung, Witz und Widerspenstigkeit. Margot weiß, wie es ist, im letzten Kapitel des Lebens angekommen zu sein. Als sie entdecken, dass sie zusammen genau einhundert Jahre gelebt haben, fühlt es sich für Lenni an wie ein Weckruf. Sie wollen gemeinsam Bilder malen - für jedes ihrer Jahre eins. Für all die kostbaren Momente, voller Liebe, Lachen und Weinen, voller Erinnerungen, von denen sie sich gegenseitig erzählen. Und auch wenn ihre gemeinsame Geschichte sich dem Ende neigt, spüren sie doch umso mehr, dass im Leben jeder Moment zählt, bis zum letzten Augenblick. Gas erzählt Lenni auch Pater Arthur, der die Teenagerin durch alle Höhen und Tiefen begleitet ...

Unterhaltung, von der einem gleich ab dem ersten Satz ganz schwindelig ist - mit "Die hundert Jahre von Lenni und Margot" hat man ein alles überstrahlendes Juwel in seinem Bücherregal stehen, oder besser noch: auf dem Nachttisch liegen. Denn dieses Buch beginnt man wieder von vorne zu lesen, sobald man auf der letzten Seite angekommen ist. Es ist ein Wunder! Autorin Marianne Cronin bereitet Frauen, aber auch Männern Leseglück pur. Die Lektüre ihrer Bücher schüttet Unmengen an Endorphinen aus. Seufz! Was die Britin schreibt, ist der reinste Genuss, außerdem eine Versuchung für alle Sinne. Dieser zu widerstehen, ist schier unmöglich! Das Besondere an diesem Vergnügen: Es bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als über sein eigenes Leben nachzudenken. Und es notfalls zu verändern.

Während der Lektüre von Marianne Cronins Geschichten muss man gleichzeitig lachen und weinen. Diese sind nämlich amüsant und zu Herzen gehend; definitiv die perfekte Mischung aus Humor und Emotionen, Leichtigkeit und Tiefgang. Wer nach wenigen Seiten von "Die hundert Jahre von Lenni und Margot" keine feuchten Augen, zugleich ein Lächeln auf den Lippen hat, der ist zu bemitleiden. Denn dieser Leser wird niemals erfahren, wie berührend und unfassbar schön Literatur sein kann. Der vorliegende Roman ist dafür nämlich der grandioseste Beweis!

Susann Fleischer 
23.05.2022

 
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Das Buch:

Marianne Cronin: Die hundert Jahre von Lenni und Margot. Aus dem Englischen von Charlotte Breuer, Norbert Möllemann

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München: C. Bertelsmann Verlag 2022 400 S., € 20,00 ISBN: 978-3-570-10462-0

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