Romane

Literatur für das Herz und die Seele

Margaret ist 75 und zufrieden, sie erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens. Umso mehr, da ihr routinierter, aber selbstbestimmter Alltag für sie die große Freiheit bedeutet, denn fast ihr ganzes Leben verbrachte sie in einer Klinik für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Als eines Tages geheimnisvolle Briefe ohne Absender bei ihr ankommen, bringt sie das völlig durcheinander. Margaret vertraut sich Wayne an, ein jüngerer Mann, der sich um sie kümmert und ihr im Alltag hilft. Zusammen mit Wayne kommt Margaret nicht nur dem Ursprung der Briefe auf die Spur, sondern sie geht auch endlich die ersten Schritte, um mit ihrer Vergangenheit Frieden zu schließen. Diese setzt ihr immer wieder schwer zu. Margaret hatte keine leichte Kindheit und Jugendzeit. Aber sie kämpfte für ihr Glück.

Es ist das Jahr 1947 und Margaret sieben Jahre alt, als sie in die St. Mary's Klinik, ein sogenanntes "Idiotenhospital" in Canterbury, kommt. Es sind schwere Zeiten; waren es bereits vorher. Margarets Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben und daher verbringt das Mädchen die ersten Jahre bei ihrer Grandma, um dann in einer Klinik für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen zu landen. Dort wird sie eingesperrt und misshandelt, obwohl sie weder verrückt, noch kriminell ist. In dieser Klinik ist alles verborgen hinter einer sechs Meter hohen unüberwindbaren Umfriedung. Trotzdem findet Margaret Freunde, darunter die drei Jahre ältere Joan, Margarets erste und einzige große Liebe Alfie und die erwachsene Eva. Doch sind die drei auch Freunde fürs Leben? Oder Margaret deren Mittel zum Zweck?

Noch knapp 70 Jahre nach ihrer "Einweisung" kämpft Margaret mit ihren Erinnerungen sowie mit ihren inneren Dämonen. Beides setzt ihr schwer zu. Sie kann nicht vergessen, will es aber. Sie will ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen. Da kommen die anonymen Briefe gerade recht. Sie könnten Margaret helfen, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen und endlich nach vorne zu schauen statt zurück. Das allerdings scheint ein überaus schwieriges Unterfangen für Margaret zu werden ...

Will man seinem Alltag(sstress) für ein paar Stunden erfolgreich entfliehen, sollte man sich unbedingt ein Buch von Neil Alexander lesen, bis man die Welt vollkommen um sich herum vergessen hat. Mit "Die geheimnisvollen Briefe der Margaret Small" erfährt der Leser einen Genuss ohnegleichen. Man fühlt sich von diesem ganz schwindelig, außerdem aufs Grandioseste unterhalten. Da vergehen die Lektürestunden wie in Windeseile, leider viel zu schnell! Der englische Autor ist ein brillanter Geschichtenerzähler, der große Gefühle mit einer wunderbaren Leichtigkeit dem Rezipienten näher bringt. So wird aus einem melancholischen Lesevergnügen eine aufregende Achterbahnfahrt über die Höhen und Tiefen des Lebens. Definitiv ein Juwel unter den Neuerscheinungen dieses Büchersommers! Seufz!

Unterhaltung zum Verlieben - Neil Alexanders Debüt trifft mitten ins Herz, bricht es einem sogar; macht den Leser aber zugleich so glücklich wie kaum etwas anderes. "Die geheimnisvollen Briefe der Margaret Small" gehört zu den berührendsten Erlebnissen im Bücherregal. Diese Lektüre lässt kein Auge lange trocken. Und ist zugleich der Beweis: Literatur kann schön sein, so schön! Aber Vorsicht, Taschentuchalarm!

Susann Fleischer 
25.07.2022

 
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Das Buch:

Neil Alexander: Die geheimnisvollen Briefe der Margaret Small. Aus dem Englischen von Susann Rehlein

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München: Blanvalet Verlag 2022 368 S., € 20,00 ISBN: 978-3-7645-0795-4

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