Romane

Ein leidenschaftliches Plädoyer für Geschlechtergleichheit

Die Ghostwriterin Allie bringt sich und ihren Sohn Cass gerade so durch. Von ihrem Idealismus in Bezug auf Mutterschaft und feministische Alleinerziehung musste sie sich längst verabschieden, zu Gunsten der pragmatischen Frage, wo eigentlich die Miete für den nächsten Monat herkommen soll. Doch dann ergattert sie einen hochkarätigen Auftrag: Sie soll ein Buch für die bekannte Aktivistin Lana schreiben. Die ist ebenfalls Mutter, kennt jedoch keine wirtschaftlichen Nöte und hat zudem Ambitionen auf ein politisches Amt. Die Zusammenarbeit der beiden ungleichen Frauen birgt ungeahnten Zündstoff, und für Allie so manchen Grund, endlich für ihr Glück zu kämpfen. Das sieht sie nicht allein in ihrem Mutter-Dasein. schließlich ist sie mehr, eine Frau offen für (fast) alles.

Die nächsten Tage, Wochen und Monate werden für Allie zu einem überaus schweren Unterfangen, zu einer Art höchstriskanten Tanz am Vulkanabgrund. In Lanas Memoir soll es um deren Erfahrung mit feministischer Kindererziehung gehen, ist daher vor allem Imagekampagne. Das Problem: Lana ist so schwer beschäftigt, dass Allie das Buch mit Episoden aus ihrem eigenen Leben unterfüttern muss. Eine Tatsache, die keinesfalls an die Öffentlichkeit gelangen darf. Allies verzweifelte Versuche, Lanas Lektorin oder ihren Agenten zu kontaktieren scheitern ebenso wie Allies Bestreben, Distanz zu diesem Buchprojekt zu halten. Sie wird immer mehr zu Lana, die Grenzen zur Wirklichkeit drohen immer mehr zu verschwimmen. Das kann nur in einer Katastrophe enden. Und tut es schließlich auch ...

Literatur, die zum größten und schönsten Glück gehört, was einem Leser überhaupt passieren kann - was Heidi Pitlor schreibt, ist einfach nur der Wahnsinn. Mit ihren Veröffentlichungen erfährt man Unterhaltung weit entfernt des Mainstreams, und damit garantiert alles andere als nullachtfünfzehn. Die Lektüre von "Die Heldin der Geschichte" erfreut alle Sinne, bringt das Herz zum Hüpfen und den Kampfgeist so mancher Leserin zum Erwachen. Denn zwischen zwei Buchdeckeln findet man Unterhaltung mit "Wow!"-Effekt, außerdem ein leidenschaftliches, fast schon flammendes Plädoyer für Geschlechtergleichheit. Bereits nach wenigen Seiten wird der eine oder andere lesende Mann denken: Frauen an die Macht! Ein Buch wie das vorliegende hat die Welt schon lange gebraucht, und auch unbedingt!

Wie Frauen wirklich ticken? Das erfährt man spätestens dank Heidi Pitlors Roman "Die Heldin der Geschichte". Für jeden, der sich für Feminismus interessiert und dafür, was damit alles zusammenhängt, ist das vorliegende Buch ein absolutes Must-read. Und selbst die Patriarchen dieses Landes kommen um diese Lektüre nur äußerst schwer herum. Nicht nur, weil sie so herrlichst anders ist als das meiste im Bücherregal, sondern darüber hinaus aufs Grandioseste unterhält. Kurzum: ein Geniestreich!

Susann Fleischer 
11.07.2022

 
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Das Buch:

Heidi Pitlor: Die Heldin der Geschichte. Aus dem Amerikanischen von Andrea O'Brien

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Köln: Eichborn Verlag 2022 416 S., € 23,00 ISBN: 978-3-8479-0100-6

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