Romane

Ein Historienschmöker par excellence

Dänemark, 854: Vor siebzehn Jahren wurde die hübsche Friesin Gisla von Wikingern in den hohen Norden verschleppt. Seitdem muss sie dem Dorfobersten als (Bett-)Sklavin zu Diensten sein. Bis sich erneut ein Unglück ereignet: Um ihre Töchter Freya und Asta zu schützen, begeht Gisla einen Mord und wird kurz darauf selbst getötet. Die beiden Mädchen können fliehen. Ihre Flucht führt sie nach Dorstadt, der Heimat ihrer Mutter. Bei ihrem Großvater Gerold, Markgraf zu Villaris, hoffen sie Schutz und auf einen Neuanfang. Nach einer wochenlangen Wanderung kommen sie schließlich an ihrem Ziel an; nur um zu erfahren, dass Gerold dort nicht mehr lebt. Es hat ihn nach Rom verschlagen. Als Anführer der Schweizer Garde riskiert er immer wieder sein Leben. Denn der amtierende Papst hat zahlreiche Feinde. Und die schrecken vor nichts zurück.

Die Osterprozession beendet erneut alle Hoffnungen Freyas. Sie wird Zeugin, als Gerold versucht, den Papst zu retten. Auch der Papst findet den Tod. Das Ende eines Geheimnisses. Wie sich herausstellt, ist Papst Johannes eine Frau. Die Heilerin Johanna, einst eine gute Freundin von Freyas Mutter und für Freya inzwischen eine enge Vertraute, hatte es auf den Heiligen Stuhl geschafft und wurde nun ermordet. Wieder muss Freya fliehen. Mächtige Feinde sind ihr nun auf den Fersen. Ihr Weg in eine bessere Zukunft geht weiter und scheint auswegloser denn je zu sein. Dieser führt sie auf die Insel Frauenwörth. In der Abtei arbeitet Freya als Hebamme und rettet mehr als einer gebärenden Frau das Leben. Als Jahre später ein alter "Bekannter" im Kloster auftaucht, wird Freya zu einer Verzweiflungstat getrieben. Diese könnte alles zerstören ...

Literatur, die mit zum Besten, außerdem Berauschendsten in jedem Bücherregal gehört - die Geschichten von Helga Glaesener bedeuten Unterhaltung, von der dem Leser gleich ab dem ersten Satz ganz schwindelig wird. Mit diesen erfährt man Historienkino, das einem über viele, viele Stunden lang den Atem raubt, sogar die Welt um sich herum vollkommen vergessen lässt. Die Lektüre von "Das Erbe der Päpstin" entlockt einem mehr als ein Wow. Die Fortsetzung von Donna W. Cross' Weltbestseller "Die Päpstin" reicht in Sachen Erzählkunst und historischer Authentizität an den Vorgänger heran. Deutsche Schriftsteller(innen) können es durchaus mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen. Glaesener verwebt Fiktion und Wahrheit zu einem schillernden Geflecht und bereitet mit diesem dem Leser ein Event ohnegleichen. Einfach nur zum Niederknien!

Mit ihrem Debüt "Die Safranhändlerin" (aus dem Jahre 1996) schrieb sich Helga Glaesener direkt in die Topliga von Deutschlands Historien-Ladys. Und mit "Das Erbe der Päpstin" stößt sie sogar Iny Lorentz beinahe vom Thron. Der vorliegende Roman macht für den Leser vergangene Zeiten zu einem lebendigen Erlebnis voller Spannung, Emotionen und Dramatik. Fast ist es bei der Lektüre, als wäre man mittendrin im Geschehen statt nur dabei. Chapeau vor solch einer schriftstellerischen Meisterleistung wie aus Glaeseners Feder. Diese haut einen glatt um!

Susann Fleischer 
28.09.2020

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Helga Glaesener: Das Erbe der Päpstin

CMS_IMGTITLE[1]

Berlin: Rütten & Loening 2020 464 S., € 22,00 ISBN: 978-3-352-00928-0

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.