Romane

Literatur zum Verlieben, absolut grandios und so berührend, dass man Unmengen an Taschentüchern verbraucht

Südafrika, 1993: Die siebzehnjährige Zodwa lebt mit ihrer kranken Mutter in einer Armensiedlung vor den Toren von Johannesburg. Da kommt es zu einem "Vorfall" mit dem Freund ihrer besten Freundin: Er vergewaltigt sie. Wochen später stellt Zodwa zu ihrem Entsetzen fest, dass sie schwanger ist. Der Besuch bei einer mächtigen Heilerin zerstört Zodwas Hoffnungen auf eine bessere Zukunft in einem Land, das von Bürgerkriegsgefahr und den verheerenden Auswirkungen der Aids-Epidemie gezeichnet ist. Mit letzter Kraft versucht Leleti ihrer Tochter zu helfen und trifft an dem Tag, an dem Zodwa einen Sohn zur Welt bringt, eine folgenschwere Entscheidung. Kurz nach der Geburt verlässt Leleti mit einem Bündel das Haus, Zodwa bleibt, geschwächt von den Strapazen der Geburt, zurück.

Am selben Tag wird auf einer Farm in einer Weißensiedlung bei Magaliesburg ein schwarzes Neugeborenes gefunden. Die beiden Schwestern Ruth und Delilah nehmen den Säugling bei sich auf. Ruth, eine selbstverliebte Nackttänzerin, die mit ihrem Leben hadert und Zuflucht auf der Farm ihrer europäischen Vorfahren gesucht hat, entwickelt eine tiefe Zuneigung für das Kind. Delilah jedoch, die lange in einem Waisenheim in Zaire gearbeitet hat, kann den Anblick des Babys kaum ertragen, da es sie an eine schreckliche Schuld erinnert. Delilah war Novizin, als der Abt ihr zu nahe kam. Sie musste das Kloster verlassen, ihren Sohn aber dort zurücklassen. Über dreißig Jahre später kämpft der um sein Leben. Und Delilah mit ihrem Gewissen. Ist ihr Leben doch eine einzige Sünde.

Mit der Ankunft des Babys brechen neue Zeiten an. Die beiden Schwestern erleben, wie über Generationen verfestigte Ansichten über Rasse und Identität ins Wanken geraten. Doch sie müssen sich auch gegen den militanten Rassismus ihrer Nachbarn zur Wehr setzen. Auch das Land selbst gerät in Bewegung: Am 10. Mai 1994 hält zum ersten Mal ein schwarzer Präsident seine Antrittsrede: Es ist Nelson Mandela. Mit ihm verbinden sich die Hoffnungen von Millionen Schwarzen auf das Ende der Apartheid. Davon getrieben macht sich Zodwa endlich auf, ihren Sohn zu finden ...

Unterhaltung, die noch lange im Herzen nachhallt - im Bücherregal gibt es mit den Romanen einer Bianca Marais nichts Vergleichbares. Diese lohnen eine Entdeckung, unbedingt! Denn was sie schreibt, zeugt von der Sprachgewalt, außerdem -eleganz einer Weltklasse-Schriftstellerin wie Harper Lee ("Wer die Nachtigall stört", "Gehe hin, stelle einen Wächter"). Von Marais' Schreibkönnen fühlt man sich nicht nur schwindelig, sondern regelrecht high. Mit "Wie man Gott zum Lachen bringt" kriegt man ein Lesevergnügen von größter, seltener Intensität in die Hände. Marais bringt dem Leser ihre Heimat ein Stück weit näher. Sie offenbart ihm die wahre Seele Südafrikas und fesselt mit beeindruckenden Sprachbildern. Ihr gelingt ein einziger Gefühlsrausch zwischen zwei Buchdeckeln.

Nichts berauscht, aber berührt auch mehr als Bianca Marais' Geschichten. "Wie man Gott zum Lachen bringt" macht den Leser ganz taumelnd, geradezu glückstrunken. Ab dem ersten Satz hat man von dieser Lektüre feuchte Augen und zugleich ein Lächeln auf den Lippen. Hier erfährt man Erzählkunst, von der einem nach wenigen Sätzen regelrecht schwindelig wird. Definitiv Literatur auf höchstem Niveau, ein Geschenk ohnegleichen!

Susann Fleischer 
17.02.2020

 
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Das Buch:

Bianca Marais: Wie man Gott zum Lachen bringt. Aus dem Englischen von Heike Reissig, Stefanie Schäfer

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München: Wunderraum 2019 512 S., € 22,00 ISBN: 978-3-336-54810-1

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