Romane
Ein Historienschmöker, der einen über viele, viele Stunden lang vollkommen gefangen nimmt
Paris, 1789: Der Unmut über König Ludwig XVI. und seine Gemahlin Marie-Antoinette wächst. Das einfache Volk stürmt die Bastille, der Beginn des Sturzes der Monarchie und einer neuen Zeit. Die junge Adlige Charlotte de Rohan-Rochefort versucht verzweifelt, ihren Platz in der Demokratie zu finden. Das aber scheint unmöglich, nachdem ihr Verlobter bei den Septembermassakern ermordet wurde. Sie zerbricht beinahe an ihrer Trauer. Als die Unruhen schlimmer werden und Charlotte alles zu verlieren droht, flüchtet sie nach Deutschland. In Ettenheim führt sie ein Leben fernab des Luxus wie zuvor in Frankreich. Sie hat schwer zu kämpfen, weiß aber treue Vertraute an ihrer Seite, unter diesen Louis-Antoine, Herzog von Enghien. Er macht Charlotte Avancen, aber sie weist ihn ab.
Die Monate vergehen. Charlotte muss sich unter anderem gegen aufdringliche Soldaten zur Wehr setzen und wird zu Verzweiflungstaten getrieben. Louis gibt ihr die Kraft durchzuhalten. Er bleibt hartnäckig im Werben um Charlotte. Und was als platonische Freundschaft anfängt, entwickelt sich schließlich zu einer tiefen gegenseitigen Liebe, die politischem Kalkül ebenso trotzt wie den häufigen kriegsbedingten Trennungen. Louis muss sich als General beweisen. Sein Großvater möchte ihn mit einer royalen Dame in höheren Kreisen und mit größerem Vermögen als Charlotte verheiratet sehen. Aber Charlotte gibt nicht auf. Sie glaubt an eine Zukunft mit Louis. Bis die Royalisten Louis zum Anwärter auf den Thron ernennen wollen und er damit zur Bedrohung für Napoleon Bonaparte wird ...
Unterhaltung voller Spannung, größter Emotionen und mitreißender Leidenschaft. Die Geschichten von Marita Spang kommen einer Verführung gleich, der man nach nur wenigen Sätzen mit allen Sinnen erliegt. Und sie zeugen von einer historischen Detailgenauigkeit, dass man darüber nur staunen kann. Ab der ersten Seite von "Die Rose des Herzogs" glaubt man sich tatsächlich im späten 18. Jahrhundert, in Paris zur Zeit der Französischen Revolution. Man leidet mit der Protagonistin mit und hofft und bangt um ihr Liebes- und Lebensglück. Solch eine Kunst gelingt nur wenigen Schriftstellerinnen so überragend wie Spang. Das Erzählkönnen der deutschen Autorin ist absolut grandios, geradezu meisterlich, wenn nicht gar (fast) unübertrefflich. Ihre Romane muss man lesen, unbedingt!
Während der Lektüre von Marita Spangs Büchern unternimmt man eine besonders fesselnde Reise in vergangene Zeiten. Diese bedeuten Historienkino der einsamen Spitzenklasse. "Die Rose des Herzogs" auch nur für einen kurzen Augenblick wegzulegen ist absolut unmöglich. Hier erfährt man ein Leseerlebnis, das auch der Feder einer Deana Zinßmeister hätte entstammt sein können. Schönere, berauschendere Literatur findet man nur selten zwischen zwei Buchdeckeln.
Susann Fleischer
18.03.2019