Romane

Eine Gesellschaftskritik , aber auch ein Plädoyer für den Naturschutz - fesselnd verpackt in einer Dystopie voller Spannung und Emotionen

Tambara ist der Traum von einer perfekten Stadt, in der die Wirtschaft floriert, nachwachsende Organe und eine optimale medizinische Versorgung Gesundheit und ein langes Leben garantieren und ein breites Freizeitangebot die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Bürger befriedigt. Doch einigen Städtern ist dies nicht genug. Sie ahnen, dass ihnen etwas vorenthalten wird, etwas, von dem sie instinktiv spüren, dass es ein Teil von ihnen ist. Sie stöbern in der Vergangenheit und entdecken die Natur. Doch Nachforschungen sind nicht gern gesehen in Tambara. Informationen verschwinden aus dem "Net", auf rätselhafte Weise verschwinden auch die Bürger, die sich dafür interessieren, so wie Souls Mutter, deren Tod Soul in einen Abgrund zu reißen droht.

Soul ahnt (noch) nicht, dass die Wahrheit eine ganz andere ist. Bis sie Sir W.I.T., einer Berühmtheit in Tambara, begegnet und er es wagt, ihr die Augen zu öffnen. Souls Mutter, die sie tot und eingeäschert glaubt, führt an der Seite von Souls Vater ein abgeschiedenes Dasein in einem Reservat. Sir W.I.T. weiß davon, weil ihm die beiden einen Hilferuf haben zukommen lassen. Als Soul erfährt, dass ihre Eltern tatsächlich noch leben, zählt für sie nur noch eins: diese wiederzusehen. Also wagt sie, gemeinsam mit ihrem Bruder Reb, ihrer besten Freundin Botoja und deren Verlobten, einen Besuch beim "Getreidekonzern" - ein riskantes Unternehmen, bei dem sie alle auch ihr Leben aufs Spiel setzen ...

Literatur, von der man Gänsehaut am ganzen Körper bekommt - "Tambara - Oh Stadt, oh meine Stadt" ist auf dem ersten Blick eine Utopie, eine scheinbar vollkommene Welt, die sich auf den zweiten allerdings als Dystopie à la Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" oder George Orwells "1984" herausstellt. Autorin Heike M. Major ist definitiv eine Entdeckung wert. Ihre Romane bedeuten ein Lektüreerlebnis, das man so bald nicht vergessen wird. Der vorliegende versetzt den Leser in einen selten dagewesenen Rausch, ja, geradezu in Ekstase. Man liest und liest Satz für Satz, kann gar nicht mehr aufhören. Ob solch genialer Unterhaltung wird einem ganz schwindelig. Major kann schreiben. Sie sorgt für ein Highlight im Bücherregal. Einfach nur Spitzenklasse!

Dass Heike M. Major sich nach ihrem Eintritt in den Ruhestand vermehrt dem Schreiben widmet, ist ein großes Glück für den Leser. Was sie schreibt, verschlägt einem den Atem. In "Tambara - Oh Stadt, oh meine Stadt" entwirft Major ein Zukunftsidyll, hinter dessen Fassade ein Abgrund lauert. Äußerst beängstigend, aber nicht minder grandios, was man hier in die Hände kriegt!

Anja Rosenthal
05.11.2018

 
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Das Buch:

Heike M. Major: Tambara - Oh Stadt, oh meine Stadt

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Leipzig: Engelsdorfer Verlag 2018
294 S., € 14,90
ISBN: 978-3-96145-244-6

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