Romane
Das Wunder von einer Geschichte
England, Winter 1906/1907: Die fünfzehnjährige Cathy ist in guten Umständen und alleine. Ihre Eltern wollen sie in einem Heim für unverheiratete Frauen unterbringen, als dem Mädchen eine Zeitungsannonce ins Auge sticht: "Fühlen Sie sich verloren? Ängstlich? Sind Sie im Herzen ein Kind geblieben? Willkommen in Papa Jacks Emporium." Die Worte scheinen Cathy förmlich anzuziehen. Also macht sie sich auf nach Mayfair. In Londons magischem Spielzeug-Laden gibt es nicht nur Zinnsoldaten, die strammstehen, wenn jemand vorübergeht, riesige Bäume aus Pappmaché und fröhlich umherflatternde Vögel aus Pfeifenreinigern. Hier finden all diejenigen Unterschlupf, die Hilfe bitter nötig haben. Doch bald wetteifern Papa Jacks Söhne, die rivalisierenden Brüder Kaspar und Emil, um Cathys Zuneigung.
Die Monate vergehen und Cathy bringt eine gesunde Tochter zur Welt. Es ist eine unbeschwerte Zeit, die allerdings schon bald ein Ende zu nehmen droht. Denn wenn das erste Osterglöckchen blüht, schließt Papa Jacks Emporium und die Angestellten müssen sich den Sommer über eine neue Arbeit sowie ein neues Zuhause suchen. Cathy droht ein Leben auf der Straße, gäbe es da nicht Kaspar: Er nimmt sie zu seiner Frau und Martha als seine Tochter an. Cathy kann ihr Glück nicht fassen. Auch der Streit zwischen den Brüdern scheint vorerst beigelegt zu sein. Bis der Erste Weltkrieg ausbricht und die Familie auseinanderreißt. Kaspar meldet sich an die Front, während Emil verzweifelt versucht, seinen Platz im Leben (und auch im Krieg gegen Deutschland und Österreich-Ungarn) zu finden.
Die Nachricht aus einem Feldlazarett lässt Cathys schlimmsten Befürchtungen wahr werden: Kaspar wurde schwer verletzt. Am Körper genesen, aber an der Seele erkrankt, kehrt er schließlich nach London zurück. In der Hoffnung, dass er irgendwann wieder der Alte sein wird, widmet sich Cathy ganz Kaspars Pflege. Schon bald brechen alte Wunden auf. Emils Eifersucht setzt auch dem Spielzeugladen schwer zu. Das Emporium scheint langsam, aber sicher seinen Zauber zu verlieren ...
Literatur zum Verlieben - es gibt nichts Schöneres, als einen Roman von Robert Dinsdale zu lesen. Mit diesen bringt der englische Autor insbesondere Frauen zum Lächeln. "Die kleinen Wunder von Mayfair" bedeutet Gefühlskino wie aus der Feder einer Ausnahmeschriftstellerin wie Kristin Hannah, gewürzt mit dem Zauber sowie unwiderstehlichen Charme von "Charlie und die Schokoladenfabrik". Zwischen zwei Buchdeckeln steckt hin- und mitreißende Unterhaltung, die einer Verführung für alle Sinne gleichkommt. Der Brite macht Frauen glücklich, und zwar mit Lesegenuss voller zauberhafter Romantik. Mit seinen Büchern kriegt man Poesie der schönsten Sorte in die Hände. Das vorliegende hallt im Herzen nach wie kaum etwas anderes. Man wird dieses einzigartige Lesevergnügen noch lange in Erinnerung behalten.
Absolut überwältigend, wie Robert Dinsdale schreibt. Seine Geschichten sind ein ganz besonderes, unfassbar schönes Lesegeschenk. Noch Stunden, Tage nach deren Lektüre kann man nicht anders, als vor Leseglück zu strahlen. "Die kleinen Wunder von Mayfair" fühlt sich an wie die Umarmung eines geliebten Menschen. Ab der ersten Seite wird einem regelrecht schwindelig ob solch betörendster Erzählkunst. Außerdem warm ums Herz, denn die Story zeugt von Emotionen pur. Einfach nur zum Niederknien!
Susann Fleischer
19.11.2018