Romane

Als hätte Terry Pratchett eine "Akte X"-Episode geschrieben

In Night Vale, eine Wüstenstadt irgendwo im Südwesten der USA, sind Verschwörungstheorien fester Bestandteil der Realität. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass seltsame Vorgänge nicht für Aufruhr unter den Bewohnern sorgen. Dabei sind die Außerirdischen längst wieder in die Weiten des Alls verschwunden. Nilanjana glaubt als Naturwissenschaftlerin an Experimente, aber auf gar keinen Fall an Lebewesen von fremden Welten oder an Naturphänomene ohne Erklärung. Dumm nur, dass die junge Frau schon bald eines Besseren gelehrt wird: Ein mysteriöses, Häuser verschlingendes Erdbeben, das sich nach allen Regeln der Wissenschaft niemals hätte ereignen dürfen, und eine seltsame religiöse Sekte, deren Gott seine Gläubigen zu verschlingen droht, halten die Bewohner von Night Vale in Atem.

Nilanjana macht sich auf die Suche nach des Rätsels Lösung. Sie wird damit beauftragt, die Ursache von seltsamen Geräuschen, die aus der Wüste kommen, herauszufinden. Haben diese etwas mit dem rätselhaften Erdbeben zu tun, das das Haus des Eigenbrötlers Larry Leroy gleichsam verschluckt hat? Bei ihren Nachforschungen stößt Nilanjana auf die "Fröhliche Gemeinschaft des Lächelnden Gottes". Die Sekte scheint ein schreckliches Geheimnis zu bergen. Nilanjana wünscht sich sehnlichst ins Labor zurück. Es macht mehr Spaß, den ph-Wert von Kartoffeln zu beeinflussen, statt sich mit einem Wesen auseinanderzusetzen, das den Jüngsten Tag einzuläuten gedenkt. In Night Vale beginnt ein atemberaubender, vielleicht sogar tödlicher Kampf zwischen Wissenschaft, Glaube und religiösem Eifer ...

Literatur weit abseits des Mainstreams - herrlich-schrägere Science-Fiction als mit Joseph Finks und Jeffrey Cranors Night-Vale-Romanen kriegt man nur seltenst in die Hände. Diese sorgen für Lesebegeisterung über alle Maßen. "Der lächelnde Gott" bringt einen so breit zum Grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Denn die Geschichte überrascht mit schwarzem Humor, originellen Einfällen und vor allem mit Unterhaltung, die alles andere als nullachtfünfzehn ist. Die US-amerikanischen Autoren revolutionieren das SciFi-Genre. Was ihrer Feder entstammt, ist durch nichts zu toppen. In ihren Werken schlägt der Wortwitz sogar Kapriolen. Und der Leser plumpst vor lauter Euphorie glatt von der Couch. Solch ein Vergnügen haut einen definitiv aus den Socken. Und es darf in keinem Bücherregal fehlen.

Night Vale ist quasi das Ankh-Morpork der Mystery-Literatur. Mulder und Scully hätten an den Verschwörungstheorien garantiert ihre helle Freude, außerdem an den Büchern von Joseph Fink und Jeffrey Cranor. Diese machen amüsantesten Lesespaß bis zum letzten Satz. "Der lächelnde Gott" liest sich wie eine wilde Mischung aus einer Scheibenwelt-Geschichte und "Akte X". Hier kennt die Fabulierlust keine Grenzen. Die Story ist das beste Mittel gegen Langeweile. Was für ein abgedrehter, geiler Sch...!

Susann Fleischer
01.10.2018

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Joseph Fink, Jeffrey Cranor: Der lächelnde Gott. Ein Roman aus Night Vale. Aus dem Amerikanischen von Birgit Herden

CMS_IMGTITLE[1]

Stuttgart: Klett-Cotta Verlag 2018
336 S., € 22,00
ISBN: 978-3-608-96263-5

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.