Romane
Eine giftige Komödie , gewürzt mit bitterbösem Humor und ganz viel Charme
Die Leute leben einfach zu lange. Und die wenigsten haben das verdient. Horst jedenfalls nicht. Nach 39 Ehejahren voller Sticheleien hat Irene genug von ihrem Mann. Doch dummerweise erfreut der sich bester Gesundheit. Ärzte meidet er wie die Pest. Die Arbeit am Bau härtet ihn genug ab. Irene braucht also einen genialen Plan. Als sie eines Tages in einer alten Schachtel Vorhang-Bleibänder findet, kommt ihr die beste Idee ihres Lebens: Aus der immer so netten Bibliothekarin wird eine gerissene Hobbychemikerin, die ihre bisher von Braten- und Kuchenduft erfüllte Küche in ein Labor verwandelt. Dort bereitet sie Bleizucker zu. Geduldig rührt sie ihrem Mann täglich ein Löffelchen in den Kaffee. Bei den wirklich wichtigen Dingen muss man langsam vorgehen.
Anfangs scheint Irenes Aktion nicht sonderlich von Erfolg gekrönt zu sein. Horst stolpert fröhlich in der Welt herum und setzt seiner Frau immer wieder schwer zu. Ihre geliebten Bücher bringt er auf die Mülldeponie, nachdem sie seit Jahren ein trauriges Kellerdasein fristen mussten. Sich selbst gönnt er ein Musikzimmer. Irene will ihn loswerden, um jeden Preis. Aber dann, nachdem Irene mit dem Bleizucker mutiger wird, schwinden Horsts Kräfte langsam, aber sicher. Wegen eines Schwächeanfalls stürzt er die Treppe runter und bricht sich das Bein. Fortan muss Horst das Bett hüten. Irene derweil genießt schon vorab das Leben als zukünftige Witwe. Einzig Tochter Malena funkt ihr immer wieder dazwischen. Irene muss aufpassen oder sie fliegt schon bald auf ...
Unterhaltung, die den Leser ganz schwindelig macht - die Romane von Sara Paborn lesen sich mindestens so amüsant, als hätte Arto Paasilinna oder Marianne Cedervall diese geschrieben. Langeweile hat dank "Beim Morden bitte langsam vorgehen" nicht einmal den Hauch einer Chance, ebenso wenig wie die größte Laus auf der Leber. Nach wenigen Sätzen, spätestens ab Seite 20 hat man richtig gute Laune und einen ziemlich heftigen Lachmuskelkater. Denn die schwedische Autorin erzählt ihre Geschichten so witzig-spritzig wie nur wenige andere Schriftsteller. Diese sind an Wortwitz nur schwer zu überbieten. Herz und Zwerchfell werden über alle Maßen bewegt. Zwischen zwei Buchdeckeln findet man ein Lesevergnügen von großer Seltenheit. Also, unbedingt kaufen!
Nimmt man ein Buch aus Sara Paborns Feder zur Hand, findet der Lesespaß so schnell garantiert kein Ende. Während und noch Stunden nach der Lektüre von "Beim Morden bitte langsam vorgehen" kriegt man sich partout nicht ein vor lauter Lesebegeisterung. Die Story ist die reinste Überraschungstüte, randvoll gefüllt mit bitterbösem Humor und ganz viel Charme. Herrlich, einfach nur herrlich, was man hier in die Hände kriegt.
Susann Fleischer
16.04.2018