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Unterhaltung , angenehm fernab des Mainstreams

Die 90-jährige Jeanne lebt in einem Haus in der Auvergne inmitten von Wiesen, Wäldern und Kühen. Am ersten Tag des Frühlings beschließt sie, ein Tagebuch zu schreiben. Darin erzählt sie von kleinen Erlebnissen, von ihren Launen und Erinnerungen, von ihrem verstorbenen Ehemann René, ihrer großen Liebe, und von ihrem Leben als exilierte Pariserin. Die Freiheit ist eins der Privilegien des hohen Alters, und auch Jeanne macht eigentlich nur, was sie will - sofern sie es noch kann: den Blumen beim Wachsen zusehen; Weißwein mit ihren Freundinnen trinken; sich über die Missgeschicke des exzentrischen Paars vom Nachbarhof freuen; sich im Liegestuhl beim Anblick der Sterne verlieren - in der Hoffnung, sie im nächsten Jahr noch einmal wiederzusehen.

In den nächsten zwölf Monaten muss Jeanne gleich von mehreren ihrer Freundinnen Abschied nehmen. Nur wenige bleiben übrig. Sie fühlt sich allein, aber nicht einsam. Da sind noch ihre Sohn und ihre Tochter mit deren Partnern, die Enkelkinder und Urenkel. Jeden Donnerstag kommt Angèle in ihr Haus, um sauber zu machen. Und des Öfteren lässt sich auch der Gärtner blicken. Am liebsten verbringt Jeanne ihre Tage, Nachmittage und nicht selten auch Abende in der Nähe ihrer Blumenbeete, während die Gedanken in die Ferne schweifen. Die Vergangenheit, damals, als sie noch mit René an ihrer Seite den Widrigkeiten des Lebens begegnete, scheint ihre Gegenwart und auch Zukunft zu beeinflussen. Jeanne will nicht loslassen und muss es irgendwann doch ...

Literatur, die so glücklich macht wie sonst nur noch die Werke von Michel Bussi und weniger anderer - "Die kleine Welt der Madame Jeanne" beweist: Kaum jemand sorgt für betörend-schönere Unterhaltung als die Franzosen. Véronique de Bure gelingt der wohl grandioseste Roman über das Alter, den man sich vorstellen kann. Die Bücher aus der Feder der Bestsellerautorin sind ein Lesegeschenk von unvergleichlicher Intensität und Emotionalität. Man leidet hier mit, freut sich mit der "Heldin", weint mit ihr und hofft mit ihr. Nach nur wenigen Sätzen kann man einfach nicht anders, sich Hals über Kopf in die Protagonistin und in deren (Lebens-)Geschichte zu verlieben. Jeanne ist eine Großmutter, die sich viele wünschen. Sie hätte man gerne in seiner Familie.

In "Die kleine Welt der Madame Jeanne" feiert Véronique de Bure das Leben auf besonders poetische und außerdem auf schönste Weise. Sie lässt ihrer Fabulierlust freien Lauf und begeistert ihre Leser über alle Maßen. Denn zwischen zwei Buchdeckeln findet man ein amüsantes Lesevergnügen mit Tiefgang. Bis zur letzten Seite vergisst man über solch einen Genuss die Welt vollkommen um sich herum.

Susann Fleischer
19.03.2018

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