Romane

Rückschau am Katzengrab

Ausgangspunkt dieses Schicksalsromans ist eine Kleinstadt am Niederrhein. Weitere Schauplätze sind Hinterpommern, Niedersachsen und Oberbayern.

Eine Lebensgeschichte – ob fiktiv oder wahrhaftig – ist immer berührend. Jeder findet Parallelen, Neues, Unbekanntes, Vertrautes. Und jede Lebensgeschichte ist so individuell wie das Leben sie nun einmal schreibt.

Am Grab ihrer Katze Bärli, beim Auszug aus dem Haus, lässt Wilma ihr bisheriges Leben Revue passieren. Viel Schönes ist geschehen, aber auch viel Schlimmes, Freundschaften, die Liebe, Glück und Unglück prägten die Jahre. Schließlich kann es auch in einer Kleinstadt am Niederrhein ziemlich lebendig sein. Wie in Trance laufen die Erinnerungen im Zeitraffertempo vor Wilmas geistigem Auge ab. Oft spielen Katzen dabei eine Rolle. Sie sind mit dem Schicksal der im Roman vorkommenden Menschen eng verbunden. Während die Rückblenden die Rahmenhandlung des Romans bilden, die immer wieder durch gegenwärtige Ereignisse unterbrochen und weitergeführt werden, bilden die Katzenepisoden einen Leitfaden außergewöhnlicher Natur.

Der Abschied ist zugleich auch ein Neubeginn für Wilma und ihren Mann. Und zur Wehmut über das, was sie zurück lassen muss, kommt auch Freude auf und Spannung über Neues, was ihnen bevorsteht in der neuen Heimat.

Sehr sensibel erzählt Margot Schaub-Düring Sequenzen aus Wilmas Kindheit und Jugend. Das Leben war nie einfach für Wilma und man spürt einen großen Respekt für die Stärke dieser Frau. Mal mit spöttischem Humor, mal mit Fleiß und Ernsthaftigkeit meistert sie ihr Leben. Wenn sie etwas tut, dann richtig: Ihre Tier-Rettungsaktionen bleiben nicht ohne Folgen für ihr weiteres Leben. Sie setzt sich stets für andere, für Schwächere ein – und fordert das auch unabdingbar bei Menschen, die ihr nahe stehen. Dass sie diese damit manchmal ein wenig überfordert, ist Wilma auf eine sympathische Weise egal.

Margot Schaub-Düring erzählt rasch, aber nicht oberflächlich. Sie spinnt den roten Faden der Erzählung ohne Umschweife und konsequent durch die Geschichte, lässt dabei aber nichts im Dunkeln, was für das Verständnis wichtig wäre. Die Anzahl der an der Erzählung beteiligten Personen ist wohltuend gering, dafür werden diese markant skizziert. Kleine, aber nicht banale Begebenheiten machen sämtliche Protagonisten des Buches auf eine liebenswerte Weise interessant, menschlich und authentisch. Und gerade der doch sehr gegensätzliche Charakter ihres Mannes baut eine Spannung auf, die sich durch die gesamte Geschichte hindurch zieht. Und auch Robert erscheint dem Leser trotz seiner Gegensätzlichkeit keinesfalls unsympathisch.

Wer neugierig ist auf andere Leben, wer spannende Alltagsgeschichten mag, wer gerne Bücher liest, die unkompliziert sind und doch Tiefgang haben – der wird „Am Katzengrab“ lieben.

ker
29.09.2007

 
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Das Buch:

Margot Schaub-Düring: Am Katzengrab

CMS_IMGTITLE[1]

Frankfurt/M.: Cornelia Goethe Literaturverlag 2007
183 S.
ISBN: 978-3-86548-505-2

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