Romane

Ein Klassiker der Schauerliteratur in kleiner , aber umso feinerer Ausgabe

2015 wählten Literaturkritiker und -wissenschaftler "Frankenstein" zu einem der bedeutendsten britischen Romane aller Zeiten. Mary Shelley hat dieses Werk mit nur zwanzig Jahren verfasst. Bis heute begründet es ihren anhaltender Ruhm zum großen Teil. Sie schrieb den Roman in der Villa Diodati in der Nähe des Genfersees. Bei Lord Byron und dessen Leibarzt John Polidori verbrachte sie mit ihrer Stiefschwester Claire Clairmont und ihrem (zukünftigen) Ehemann Percy Bysshe Shelley den Sommer 1816. Aufgrund extrem schlechten Wetters konnten die Anwesenden das Haus oft nicht verlassen. So beschlossen sie, jeweils eine Schauergeschichte zu schreiben und den anderen vorzutragen. Zwei Jahre später fand er seinen Weg zum breiten Lesepublikum. Zum Glück für alle!

Winter/Sommer 17**: Robert Walton ist mit einem Schiff unterwegs, um eine Passage zum Nordpol zu entdecken. Jedoch hat das Eis der Arktis ihn und die Mannschaft eingeschlossen. Während der Wartezeit beobachten sie, wie eine riesenhafte Person auf einem Hundeschlitten in Richtung Norden eilt. Am nächsten Morgen nehmen sie einen Mann an Bord, der schwerkrank und am Ende seiner Kräfte ebenfalls auf dem Weg nach Norden war. Es ist Victor Frankenstein, der von Walton die nächsten Tage gesund gepflegt wird. Als er sich langsam erholt und den tödlichen Ehrgeiz in den Augen seines Retters erkennt, beginnt er, ihm seine Lebensgeschichte zu erzählen.

Victor war bereits in seiner Kindheit in Genf überaus intelligent und von einem unstillbaren Wissensdurst getrieben. Bereits früh kam er in Kontakt mit den Werken des Alchemisten Cornelius Agrippa sowie seiner Gesinnungsgenossen Albertus Magnus und Paracelsus. Doch bald erkannte er, dass deren Wissen weit überholt und fehlgeleitet war. Mit 17 reiste er nach Ingolstadt, um dort Naturwissenschaften zu studieren. Schließlich entdeckte er das Geheimnis, wie man toten Stoffen Leben einhaucht. Nach Jahren des Experimentierens gelang es dem ehrgeizigen Forscher schließlich, aus toter Materie einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Doch das Ergebnis seiner alchemistischen Versuche erschütterte Victor bis ins Mark.

Entsetzt überließ er das Wesen seinem Schicksal. Dessen verzweifelte Suche nach Nähe und Akzeptanz endet in Chaos und Verwüstung. Als das Wesen nach und nach Rache an Frankensteins Familie nimmt, beschließt dieser, seine Kreatur zu jagen und zu töten ...

Ein Horrorerlebnis, das alles andere glatt in den Schatten stellt - man kann nichts Genialeres in die Hände kriegen als Mary Shelleys "Frankenstein oder Der moderne Prometheus". Diese Story haut einen ab den ersten paar Sätzen aus den Socken. Außerdem macht sie einen ganz sprach- und atemlos. Von diesem Lesevergnügen wird einem regelrecht schwindelig. Absolut überragend, was man hier zwischen zwei Buchdeckeln zu finden vermag. Die englische Autorin hat sich mit diesem Debüt geradewegs in die Literaturgeschichte geschrieben. Es gibt kaum jemanden, der diese Geschichte nicht kennt. Und wenn doch, dann auf zur nächsten Buchhandlung und die vorliegende Manesse-Version gekauft. Und das am besten sofort! Denn etwas Besseres gibt es einfach nicht.

Mit "Frankenstein" gelang Mary Shelley bei der Erstveröffentlichung im Jahre 1818 eine echte Sensation auf dem Literaturmarkt. Die Begeisterung über dieses Meisterwerk ist bis heute ungebrochen. Dieser Klassiker der Schauerliteratur gehört unbedingt in jedes Bücherregal, insbesondere wenn es in einer so kleinen, dafür aber umso feineren Ausgabe wie der vorliegenden erscheint: ein ganz großer Wurf, ein Geniestreich dank dem Manesse Verlag.

Susann Fleischer
20.10.2017

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Mary Shelley: Frankenstein oder Der moderne Prometheus. Aus dem Englischen übersetzt und in neuer Überarbeitung herausgegeben von Alexander Pechmann. Nachwort von Georg Klein

CMS_IMGTITLE[1]

München: Manesse Verlag 2017
464 S., € 22,00
ISBN: 978-3-7175-2370-3

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.