Romane
Wie ein Kurzurlaub von jeglichen Alltagssorgen
In wenigen Tagen wird Marias Tochter in Venedig vor den Traualtar treten und ihm ewige Treue schwören. Noch gibt es aber einiges zu tun. Maria stürzt sich voller Eifer in die Hochzeitsvorbereitungen. Sie kann ja nicht ahnen, dass sie es nicht nur mit Gästelisten und Tischdekorationen zu tun bekommt, sondern vor allem mit ihrer Vergangenheit: Leander, der Mann, mit dem sie ein Geheimnis teilt, steht verkleidet auf dem Markusplatz und geigt. Vor zehn Jahren wurde er für tot erklärt, und jetzt verdient er sich als Straßenmusiker seinen Lebensunterhalt. Maria wirft die High Heels von sich und läuft ihm nach. Dumm nur, dass sie nicht die Einzige ist, die ihn erkannt hat. Schlimmer noch, dass es andere gibt, die ein fettes Hühnchen mit Leander zu rupfen haben.
Da wäre zum Beispiel Leanders Exfrau und trauernde Witwe. Oder Marias Bruder Cyrill, der seine ganz eigenen Gründe hat, Leander an den Kragen zu wollen. Der wirft Leander Plagiat vor: Vor dessen Verschwinden zu Weihnachten 2004 - damals kostete eine Tsunami-Katastrophe in West-Indonesien und Thailand Hunderttausenden das Leben - ist Leander auf einer Party auf die Noten zu "Venezianische Liebe" gestoßen und hat diese unerlaubterweise (!) kopiert. Der Song wurde zum Hit. Und Cyrill ging leer aus. Mal abgesehen vom Vertrauensbruch. Schließlich waren die beiden einst enge Freunde. Als dann zu allem Überfluss Marias Exmann vor ihr steht und alte Gefühle in ihr hochkommen, ist das Chaos perfekt. Ein rasantes Verwirrspiel quer durch Venedig beginnt.
Bei all dem Trubel bleibt so manche Irrung und Wirrung nicht aus. Und Maria weiß schon bald nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Diese eine Woche in Venedig ändert für sie einfach alles. Bis zur Rückkehr nach München und in ihre Boutique passiert allerdings noch die eine oder andere unerwartete und böse(?) Überraschung. Ob die Hochzeit dabei ins Wasser fällt? Nein, das nicht, aber ein Teil der Hauptakteure in den Canal Grande ...
Unterhaltung, die witziger und spritziger definitiv nicht sein kann - ab der ersten Seite eines Buchs von Gisa Pauly fühlt man sich so beschwipst wie nach mehreren Gläsern Champagner auf ex getrunken. Diese machen so glücklich und außerdem süchtig wie sonst nur noch Schokolade. "Venezianische Liebe" bringt jedes Leserherz wild zum Hüpfen. Man kriegt sich gar nicht mehr ein vor lauter Lesebegeisterung und droht sogar ob des einen oder anderen Lachanfalls von der Couch zu plumpsen. Denn die deutsche Autorin schreibt ihre Geschichten mit einer Extraportion Humor und noch mehr Emotionen. Selbst eine Dora Heldt oder Ellen Berg könnte solch einem turbulenten Lesevergnügen partout nicht widerstehen, ebenso wenig für hoffentlich ganz viele Leser und Leserinnen.
Egal, ob Krimi- oder Frauenliteratur - ein besseres Antidepressivum als mit Gisa Paulys Romanen kann man kaum in die Hände bekommen. Denn diese stecken voller Lesespaß der amüsantesten Sorte. So etwas wie schlechte Laune? Garantiert nicht nach wenigen Sätzen von "Venezianische Liebe". Die Story nimmt uns mit auf einen Kurzurlaub in die Lagunenstadt. Man liest und liest und vergisst über die Handlung jegliche Alltagssorgen. Außerdem wird´s hier herrlich romantisch!
Susann Fleischer
04.09.2017