Romane
Ein neuer prall gefüllter historischer Roman von Erfolgsautorin Nicole Steyer
Darmstadt, 1727: Die sechsjährige Magdalene führt ein Leben fernab jeglicher Sorgen und Ängste. Ihr Vater ist Landgraf Ernst-Ludwig von Hessen-Darmstadt und ihre Mutter dessen Lieblingsmätresse. Magdalene wächst wohlbehütet in einem prächtigen Schloss auf, trägt die schönsten Kleider und fühlt sich trotzdem gefangen wie in einem goldenen Käfig. Sie träumt von Freiheit jenseits der Burgmauern. Der Mohr Mathis ist Magdalenes einziger Freund, abgesehen von ihrer Mutter. Die aber wird das Opfer einer mörderischen Intrige durch Luise von Spiegel. Magdalene wird Zeugin der Tat und kann mit Mathis´ Hilfe aus dem Schloss fliehen. Bei einer herumreisenden Zigeunergruppe findet Magdalene eine neue Familie. Aus ihr wird die Tänzerin Suni.
Zehn Jahre später: Einst trug die Zigeunerin Suni einen anderen Namen. Einst wohnte sie in einem Schloss und nicht in Zelten. Aber das war vor jener Nacht, in der Mathis dem kleinen Mädchen das Leben rettete und die Freunde getrennt wurden. An all das erinnert Suni sich nicht mehr. Bis sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Ihr Verlobter Sorlo führt sie zu einem ungenutzten Jagdschloss und zeigt ihr dort ein Gemälde, darauf Magdalene und ihr Vater. Suni erinnert sich an ihr altes Leben und den Mord an ihrer Mutter. Erneut wird sie zur Gefahr für die Frau, die ihr schon einmal nach dem Leben trachtete. Luise von Spiegel würde vor einem weiteren Mord nicht zurückschrecken, um ihre Position in der feinen Gesellschaft nicht zu verlieren.
Nach einem Ausflug kehrt Suni ins Zigeunerlager zurück und muss eine grausame Entdeckung machen: Ihre Ziehmutter Rosina und alle anderen wurden brutal getötet. Einzig Suni kann sich vor Lorenz und seinen Männern in Sicherheit bringen. Wird ihr Lebensretter von einst ihr noch einmal helfen können? Mathis ist Suni ganz nah. Als die beiden sich gegenüberstehen, ist es wie damals, als die Welt noch in Ordnung schien. Zusammen mit ihm beginnt Suni, um ihr Recht und für die Bestrafung Luise von Spiegels zu kämpfen ...
Historische Unterhaltung aus der Feder einer Meisterin - was man mit den Büchern von Nicole Steyer in die Hände kriegt, ist Literatur der Extraklasse. Ab dem ersten Satz von "Der Gaukler und die Tänzerin" vergisst man alles um sich herum. Die Autorin gehört definitiv zu Deutschlands besten Historienladys. In farbenprächtigen Bildern erweckt sie das 18. Jahrhundert zum Leben. Während der Lektüre fühlt man sich mittendrin im Geschehen. Dieses Mal erzählt Steyer die Geschichte einer Frau, die sich ihren Platz in der Gesellschaft erkämpfen muss. Zugleich gelingt ihr ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Diskriminierung. Man hofft und bangt mit den Protagonisten. Und nach der letzten Seite wünscht man sich, dass es mit ihnen ein Wiedersehen geben wird.
Nicole Steyer schreibt solch fesselnde Historienschmöker wie sonst nur noch eine Andrea Schacht und wenige andere. Ihre Romane lassen den Leser glauben, für einige Stunden tatsächlich im Mittelalter zu sein. Für mehrere Stunden lang reist man in vergangene Zeiten. "Der Gaukler und die Tänzerin" bedeutet ein Leseerlebnis, das einen ganz sprach- und atemlos macht.
Susann Fleischer
07.08.2017