Krimis & Thriller

Eine Leiche im Parkteich

riminalromane nichtitalienischer Autoren vor dem pittoresken Hintergrund italienischer Landschaften und St?dte sind nicht selten und schon gar nicht neu. Man denkt an die Amerikanerin Patricia Highsmith und ihre Romanfigur Tom Ripley in Der talentierte Mr. Ripley, der sein m?rderisches Handwerk an der italienischen Riviera verrichtet, die Identit?t seines Opfers annimmt und die Polizei zum Narren h?lt. Oder Donna Leon, die ihre Romanreihe um Commissario Brunetti in der Lagunenstadt Venedig angesiedelt hat und die gerade in Deutschland sehr popul?r ist.

Die Engl?nderin Magdalen Nabb war in den siebziger Jahren offenbar so fasziniert von der traditionsreichen Stadt Florenz, dass sie gleich an Ort und Stelle blieb und nach einer T?tigkeit als Sprachlehrerin dann zum Schreiben kam. Bis jetzt sind von ihr dreizehn Kriminalromane erschienen, die als Hauptfigur den anfangs noch den Rang eines einfachen Carabinieri innehabenden und sp?ter dann zum Maresciallo bef?rderten Salva Guarnaccia ermitteln lassen ? ein etwas schwerf?lliger, bed?chtiger Charakter; Familienmensch und mit guten Verh?ltnis zu seinem Vorgesetzten, was man von der Mehrzahl der Polizei-Inspektoren in Kriminalromanen ja nicht gerade behaupten kann.

Obwohl als geb?rtiger Sizilianer kein Einheimischer, kennt er nun nach mehr als zwanzig Dienstjahren jeden Winkel der alterw?rdigen Stadt und auch ihre Eigenarten. Als Polizei-Gendarm wird er auf der Wache st?ndig mit den allt?glichen Problemen der kleinen Leute konfrontiert. Maresciallo Guarnaccia hat als guter Zuh?rer sein Ohr am einfachen Volk: den alten Handwerker, ehebrechende Rentner oder den um seine Kundschaft k?mpfenden Trattoria-Besitzer. Gerade diese Milieu-Schilderungen sind eine gro?e St?rke der Autorin und sie wirken besonders wirkungsvoll im Kontrast zur grandiosen architektonischen und kunsthistorischen Szenerie der toskanischen Stadt.

In Guarnaccias dreizehnten Fall Eine Japanerin in Florenz wird in einem Parkteich die Leiche einer jungen Frau gefunden ? eine junge Japanerin, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, florentinisches Kunsthandwerk in einer traditionsreichen Schuhmacherwerkstatt zu erlernen und dank ihres au?ergew?hnlichen Talents vom alten und kinderlosen Ladeninhaber Peruzzi schon f?r seine Nachfolge vorgesehen war. Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung der Leiche wird eine Schwangerschaft erkannt. Schnell mu? Guarnaccia bei seinen Ermittlungen nun feststellen, dass der Hauptverd?chtige ausgerechnet ein Carabinieri seiner eigenen Wache ist, von dessen Unschuld er aber fest ?berzeugt ist.

Der ausgleichende und beobachtende Charakter des Maresciallo weist in der Ermittlungsmethodik auch Parallelen zu ber?hmten Kollegen wie Kommissar Maigret oder Wachtmeister Studer auf, so da? die Leser Simenons und Friedrich Glausers auch an diesem vorliegenden Roman ihre Freude haben d?rften.

Hagen Stoll
05.03.2006

 
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Das Buch:

Magdalen Nabb: Eine Japanerin Florenz

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Zürich: Diogenes Verlag 2006
342 S., € 19,90
ISBN: 3-257-06524-8

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