Krimis & Thriller

Eiskalte Ermittlungen

Der Mythos des Iditarod verbindet eisige Kälte, einsame Weiten mit gigantischen Leistungen von Mensch und Tier. Alljährlich findet am ersten März-Wochenende das große Rennen über knapp 2.000 Kilometer durch das weitgehend unberührte Alaska von Anchorage nach Nome statt. Kurz nach dem Start in der größten Stadt Alaskas verlassen die Musher, so werden die Schlittenlenker genannt, mit ihren Schlittenhunden die Zivilisation und sind in den kommenden Tagen nahezu auf sich alleine gestellt. Knapp neun Tage benötigten bisher die schnellsten Gespanne in der Geschichte dieses eisigen Abenteuers bis ins Ziel am 65. Nördlichen Breitengrad.

Das Iditarod bildet die Hintergrundkulisse für den neuesten Roman der englischen Schriftstellerin Melanie McGrath. In "Zeichen im Schnee" reist die Kanadierin Edie Kiglatuk mit ihrem Exmann Sammy nach Alaska, um ihn dort bei dessen Start am Iditarod zu unterstützen. Bei einer Schneewanderung stößt Edie auf die Leiche eines toten Jungen. Da sich der Fundort auf dem Grundstück von sogenannten Altgläubigen befindet, scheint der Fall bei den hiesigen Ordnungshütern sogleich gelöst. Doch Edie hat so ihre Zweifel daran und lässt nicht locker. Je mehr die Thematik Edie zu umtreiben beginnt, umso vehementer beißt sie sich in die Sache hinein.

Melanie McGrath hatte im Herbst 2011 mit "Im Eis" und dem ersten Fall der Inuk und Arktis-Jägerin Edie einen Überraschungserfolg abgeliefert. Auf Ellesmere Island im Norden Kanadas und in unmittelbarer Nachbarschaft zu Grönland war Edie mit amerikanischen Touristen durch die klirrende Schönheit der Arktis unterwegs, bevor es zum Mord an einem ihrer Klienten kam. Edie hatte sich einst in ihrem Debüt genauso penetrant und resolut der Wahrheit an die Fersen geheftet, wie sie auch jetzt in "Zeichen im Schnee" im nördlichsten Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika keine Zweifel daran aufkommen lässt, ihren zweiten Fall zu lösen.

Obgleich Melanie McGrath ihre Protagonistin im vorliegenden Buch aus ihren heimatlichen kanadischen Gefilden nach Alaska verpflanzt hat, lässt sie Edie dennoch deren Stärken und Charaktereigenschaften, die die ungewöhnliche Buchheldin schon in ihrem ersten Buch so sympathisch gemacht haben, ausspielen. Je stärker Edie spürt, dass bestimmte Personen ein gesteigertes Interesse daran haben, dass die Ermittlungen an dem ermordeten Jungen aus der Welt geschafft werden sollen, umso mehr wird Edies Ehrgeiz angestachelt.

Zu Beginn von "Zeichen im Schnee" wird man als Leser ein wenig damit zu kämpfen haben, die scheinbar nicht zusammenpassenden Handlungsstränge zusammenzubringen. Doch hat man sich erst einmal in das Buch hineingekämpft, entschädigen eine letztendlich schlüssige Story und die unglaubliche Landschaft für diese Anfangsbemühungen. Melanie McGrath sorgt für eine klirrendkalte Stimmung und entführt den gemeinen Krimileser an Orte, wo noch kein Ermittler zuvor tätig war. In Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland seinen hochgradig kalten und dunklen Winter gerade überwunden hat, dürfte es selbst für frustrierte Kältehasser keine plausiblen Argumente mehr geben, dieses eiskalte Buch nicht in die Hand zu nehmen.

Christoph Mahnel
29.04.2013

 
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Das Buch:

Melanie McGrath: Zeichen im Schnee. Kriminalroman. Aus dem Englischen von Margarete und Sabine Längsfeld

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Reinbek: Kindler Verlag 2013
448 S., € 14,95
ISBN: 978-3-463-40595-7

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