Krimis & Thriller

Tod in Belfast , 1952

Aus diesen Fakten der wahren Begebenheit hat Eoin McNamee einen Roman gesponnen, der die Ungereimtheiten des Falles beleuchtet. Im Zentrum des Geschehens steht die Familie Curran, die 1952 bewusst von dem leitenden Londoner Kriminalbeamten aus den Ermittlungen herausgehalten wurde.

Da wäre der Vater, der angesehene Richter, dessen Spielsucht ihm hohe Schulden bei einem katholischen Buchmacher eingebracht hat, um die Patricia wusste. In der fraglichen Nacht ruft er Patricias Freund an, um sich nach ihrem Verbleib zu erkundigen, obwohl er bereits weiß, dass sie tot ist. Die unterwürfige Mutter schleicht geisterhaft durch das düstere Haus. Der Bruder Desmond ist Anwalt und ein fanatische Religiöser, der sich selbst geißelt und die Bekehrung der Welt anstrebt. Durch Desmond gerät auch der Soldat Gordon in die Kreise der Familie. Desmond lädt ihn auf das Anwesen ein, um an ihm seine religiösen Eiferungen auszulassen. Gordon trifft auf Patricia. Später wird ihm zum Verhängnis, dass er fasziniert ist von ihrem Tod und ständig darüber redet.

Die Person der Patricia selbst ist für den Leser nie ganz greifbar. Sie hatte den Ruf als leichtlebiges, promiskuitives Mädchen, doch war sie es wirklich? McNamee reiht Versatzstücke aus Vermutungen und Gerüchten aneinander. Der Roman ist ein Mosaik aus verschiedenen Bildern und Stimmen, aus denen sich für den Leser nicht die Gewissheit herausschält, wer der Mörder war, sondern vielmehr, wer es nicht war. Das Anwesen der Currans in seiner Düsterkeit und Kälte ist dabei ein herausragendes Symbol. Es gibt dem Ganzen den Anstrich eines Schauerromans. Die Atmosphäre des Ungewissen und des Infamen dieses Falls wird untermalt.

Iain Hay Gordon wurde vier Monate nach dem Tod von Patricia Curran für nicht schuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit befunden und in eine Psychiatrie eingewiesen, aus der man ihn nach sieben Jahren vorzeitig entlassen hat. Er verfolgte vierzig Jahre lang die Revision des Urteils, bis es im Jahr 2000 aufgehoben wurde.

McNamee stellt die Vorurteile, Eitelkeiten, politischen Mauscheleien und die Ignoranz, die zu diesem Fehlurteil geführt haben mögen, in seinem Roman vor dem Hintergrund Belfasts in der Nachkriegszeit anspruchsvoll dar.

jw
25.07.2005

 
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Das Buch:

Eoin McNamee: Blue Tango

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Berlin: Berliner Taschenbuch-verlag 2005
304 S.
ISBN: 3-8333-0020-5

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