Krimis & Thriller

"Mike Larssons großes Herz"

F?r den ehemaligen Kleinkriminellen Mike Larsson soll nach dem Ende seiner Haft ein neues Leben beginnen. Er will seinem Sohn Robin endlich ein guter Vater sein. Daf?r kehrt er nach Tomelilla zur?ck und arbeitet dort bei Boris, einem dubiosen Schrotth?ndler mit breit gef?chertem Gesch?ftsmodell. Mike plant, gemeinsam mit Robin in das Haus seines alten Freundes Rolle einzuziehen. Noch ziert sich das f?r Robin zust?ndige Sozialamt, auch hat sich dieser ?ber die Jahre hinweg ein eigenes Leben aufgebaut und ist dabei an manch falsche Freunde geraten. Au?erdem bewegen sich einige von Boris? Auftr?gen f?r Mike am Rande der Legalit?t. Der Aufbruch in ein besseres Leben gestaltet sich f?r Mike ?u?erst schwierig, zumal sich kurz nach der Haftentlassung eine tiefgefrorene Leiche in der Tiefk?hltruhe in Rolles Keller befindet.

Olle L?nnaeus hatte im Fr?hjahr dieses Jahres seinen ersten Roman ver?ffentlicht. "Das fremde Kind" hatte dabei sehr positiv ?berrascht und war in Schweden mit angesehenen Preisen ausgezeichnet worden. W?hrend sich sein Deb?troman noch problemlos in das Genre des Kriminalromans einordnen lie?, f?llt dies bei dem vorliegenden Buch nicht mehr ganz so leicht. Obgleich der deutsche Titel "Der Tod geht um in Tomelilla" ein klares Indiz daf?r zu sein scheint, muss man sp?testens nach der H?lfte des Buches konstatieren, dass die direkte ?bersetzung des schwedischen Originaltitels mit "Mike Larssons gro?es Herz" weit mehr dem Inhalt gerecht wird als die ein wenig rei?erische deutsche ?bersetzung.

Sicherlich sterben im vorliegenden Buch einige Menschen und diese allesamt aufgrund nicht-nat?rlicher Todesursachen, doch ist L?nnaeus? Zweitling viel mehr als nur ein weiterer Kriminalroman mit Spannungsbogen, Mordmotiven, Verd?chtigen und hei?em Showdown. Dem Autor gelingt eine brillante Darstellung des Protagonisten Mike Larsson, einem impulsiven und hei?bl?tigen Choleriker, der stets losprescht, bevor er seinem Hirn auch nur die geringste Chance zum Nachdenken einger?umt hat. L?nnaeus stellt glaubhaft dar, wie schwer es einem Charakter wie Mike Larsson f?llt, seine wahren Gef?hle, W?nsche und Sehns?chte nach vorne zu bringen. Gleiches gilt auch f?r seinen Sohn Robin, der als Mitl?ufer einer Neonazi-Gruppe verwundert feststellen muss, welche Gef?hle er f?r seine farbige Klassenkameradin Linda hegt.

L?nnaeus konstruiert keine verwinkelte Geschichte, stattdessen ist der Leser stets auf der H?he des Geschehens und wei? ?ber alles Bescheid oder ahnt zumindest, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Das vorliegende Buch lebt nicht von einem Spannungsbogen im Whodunit-Sinne, dennoch ger?t der Leser in einen Lese-Sog hinein, der st?rker auf ihn einwirkt als bei manch anderem Hochspannungsthriller. L?nnaeus erweist sich als Meister der schreibenden Zunft, der eine Geschichte erz?hlen kann, die ber?hrt, in der man Partei ergreift und hofft, dass sich die Dinge wie erw?nscht entwickeln. Doch halt! "Der Tod geht um in Tomelilla" ist kein Rosamunde-Pilcher-Roman oder anderweitig seichte Unterhaltung, sondern firmiert offiziell als Kriminalroman und hat vor allem Klasse, wie man unumwunden zugeben muss.

Galt L?nnaeus nach "Das fremde Kind" noch als Geheimtipp in der schwedischen Autorenszene, kann diese Einsch?tzung nach seinem zweiten Roman getrost ad acta gelegt werden. Es ist schlichtweg nur noch eine Frage der Zeit, bis die Ank?ndigung eines neuen Romans von L?nnaeus eine ?hnliche Vorfreude und ein breites Interesse hervorrufen wird wie die Mitteilungen zu Neuerscheinungen der Herren Mankell, Nesser und der sonstigen ?blichen Verd?chtigen.

Hat man bei der Ank?ndigung von "Der Tod geht um in Tomelilla" noch ein wenig skeptisch geargw?hnt ob der Information, dass L?nnaeus auch seinen zweiten Roman im s?dschwedischen Provinznest Tomelilla spielen l?sst, so bleibt dies doch schlie?lich auch die einzige Gemeinsamkeit zwischen seinen beiden bisherigen Romanen. Anders als bei vielen anderen Schriftstellern, wo man das Gef?hl hat, dass Folgeromane oftmals nur Modifikationen von Vorg?ngerromanen sind, l?st L?nnaeus diese Skepsis schnell in Luft auf, da er eine komplett andere Geschichte ohne Parallelen zum Erstling geschrieben hat, einzig abgesehen von der Tatsache, dass beide Romane in Tomelilla spielen, derjenigen Kleinstadt, in der L?nnaeus selbst aufgewachsen ist.

Christoph Mahnel
19.12.2011

 
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Das Buch:

Olle Lönnaeus: Der Tod geht um in Tomelilla. Aus dem Schwedischen von Antje Rieck-Blankenburg

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Reinbek: Rowohlt Polaris Verlag 2011
448 S., € 14,95
ISBN: 978-3-86252-016-9

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