Krimis & Thriller

Hochprozentige Observationen am Mainufer

Am Sachsenh?user Museumsufer explodiert eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Wie sich rasch herausstellt, hatten Kunstdiebe einen Tunnel in das am Mainufer gelegene St?delmuseum gegraben und dabei die Detonation ausgel?st. Bei ihrem erfolgreichen Beutezug konnten die Diebe drei Gem?lde entwenden. Kriminalistisch bewanderte Leser aus dem s?dlichen Frankfurter Stadtteil wissen nat?rlich sofort, dass dies ein Fall f?r den Sachsenh?user Lebemann Simon Schweitzer sein muss. 

Selbst Frankfurts bekanntester Privatdetektiv Marlon Smid kann nicht auf die Dienste des Dribbdebacher Urgesteins verzichten. Smid, der von der Versicherung des Museums beauftragt worden war, verpflichtet Simon Schweitzer f?r die Observation eines Campingplatzes am Niederr?der Ufer. Dort hat sich n?mlich eine hei?e Spur zu einem der Verd?chtigen ergeben. Herr Schweitzer f?hlt sich mehr als geschmeichelt, diesen wichtigen Job ?bernehmen zu d?rfen und quartiert sich daher auf unbestimmte Zeit auf dem f?r seine schrulligen Gestalten ber?chtigten Campingplatz Gaul ein. Abstruse Dialoge im hohen Promillebereich rund um den Kiosk-Bereich des Campingplatzes sind somit garantiert! 

"Kunstraub im St?del" ist die achte Sachsenh?user Kriminalgeschichte um den liebenswerten Protagonisten Simon Schweitzer aus der Feder Frank Demants, selbst Ur-Frankfurter und bekennendes Gegenteil eines Offenbach-Sympathisanten. Doch stellt das vorliegende Buch einen Einschnitt in die Reihe dar: Es h?lt mit dieser Ausgabe nicht nur erstmals ein roter Einband anstelle des bisherigen schwarzen die Geschichte im Zaum, sondern auch das Geschehen selbst bewegt sich dieses Mal auf recht ungew?hnlichen Pfaden. Es fehlen sowohl die feucht-fr?hlichen und meist exzessiven Treffen in den altbekannten ?ppelwoi-Kneipen Simon Schweitzers als auch die ?blichen Zechbr?der, die allenfalls in Simons Gedankenwelt auftauchen. Aber schlie?lich muss Simon ja auch im benachbarten Stadtteil Niederrad eine Vollzeit-Observierung durchf?hren. 

Frank Demant hat wieder einmal alle Register gezogen und seine Fangemeinde mit dem neuesten Werk begeistert. Ob es die Konstruktion des H?ngemattenbeistelltischs, ob es Simons panische Abneigung gegen?ber Hansa-Pils oder ob es sein stets danebenliegender Kleidergeschmack ist, der Protagonist wird vom Autor blendend in Szene gesetzt, ohne dass eine Seite des Buches umgeschlagen wird, auf der der Leser nicht zum Schmunzeln gezwungen wird. Dass letztlich nur beinahe alle Originalgem?lde den Weg zur?ck ins St?del finden und der Leser dieses Wissen sogar Simon Schweitzer voraus hat, wurde von Demant garantiert mit einem breiten Dauergrinsen im Gesicht zu Papier gebracht. 

F?r gew?hnlich haben Serien, zumal sie wie im vorliegenden Fall mit einem steten Augenzwinkern versehen sind, einen nicht unerheblichen Abnutzungseffekt. Doch in Sachen Simon Schweitzer ist der Fall anders gelagert, da es sein Autor brillant versteht, die Fangemeinde mit einem sehr speziellen Humor bei Laune zu halten. Und Frau Rauscher kann sich schon mal warm anziehen, da ihr Simon Schweitzer ?ber kurz oder lang den Rang als Sachsenh?user Original wohl ablaufen wird. 

Christoph Mahnel 
14.06.2011

 
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Das Buch:

Frank Demant: Kunstraub im Städel

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Frankfurt am Main: Röschen Verlag 2011
161 S., € 9,60
ISBN: 978-3-940908-09-4

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