Krimis & Thriller

Very British and very amusing

Zehn Jahre ist es nun schon her, dass Autor Ethelred Tressider von seiner Frau Geraldine verlassen wurde, er seine Koffer packen musste und an die Küste Südostenglands zog. Der Schock über das Beziehungsende ist inzwischen längst überwunden und der Autor hat sich seinen drei Romanserien zugewandt, mit denen er mehr oder weniger erfolgreich in den britischen Buchläden aufzufinden ist. Auf den großen Durchbruch wartet er allerdings vergebens. Stattdessen darf er sich mit seiner schokoladenabhängigen Literaturagentin Elsie herumschlagen und muss sich stets mit seiner Muse gütig tun. Da ist es ein denkbar schlechter Zeitpunkt, als eines Tages die Polizei vor ihm steht und ihm eröffnet, dass Geraldine spurlos verschwunden ist.

Die Polizei hat die Vermutung, dass Ethelred etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte. Schließlich ist er Geraldines Testamentsvollstrecker und Erbe ihres Hab und Guts. Doch solange keine Leiche gefunden ist, gehen die Ermittlungsarbeiten eher schleppend voran. Und selbst, wenn sie Opfer eines Verbrechens geworden sein sollte, kommt Ethelred als Täter nicht in Frage - ist er doch vor wenigen Stunden von seinem dreiwöchigen Frankreichaufenthalt ins kalte England zurückgekehrt. Agentin Elsie erkennt die Gunst der Stunde und will ihren Schützling im wahren Leben auf Verbrecherjagd schicken. Nicht ganz uneigennützig, denn eine Schreibblockade macht Ethelred das Leben schwer. Warum sonst will er seinen Sergeant Fairfax in den Vorruhestand schicken?

Die Lage spitzt sich zu, als Geraldine endlich gefunden wird - allerdings so tot, wie eine Leiche nur sein kann. Alles deutet
darauf hin, dass sie einem Serienmörder über den Weg gelaufen ist und dafür mit ihrem Leben büßen musste. Allerdings wirft der so eindeutige Fall ein paar Fragen auf: Warum ausgerechnet Geraldine, die nicht in das Beuteschema des Killers passt? Warum wurde sie erwürgt und nicht erstochen wie die anderen? Und was ist mit dem Geld, das sie von ihrem Lebenspartner und ihren Freunden bekommen hat? Immerhin beläuft sich die Summe auf 600.000 Pfund, die weder auf Geraldines Konto verweilen noch in ihren Geschäftsunterlagen zu finden sind. Wie Ethelred erfährt, befindet sich Geraldines Vermögen auf einem Schweizer Nummernkonto, das allerdings vor wenigen Tagen leer geräumt wurde. Nun liegt es an dem Krimiautor persönlich, Licht ins Dunkel zu bringen und vielleicht sogar den Mörder zu schnappen.

Dem Briten L.C. Tyler ist mit "Im Tweedkostüm auf Mörderjagd" ein herrlich turbulenter Krimi gelungen, bei dem man sich am liebsten wegschmeißen möchte vor Lachen. Noch während man den gewundenen Pfaden Tylers durch dieses Buch folgt und über so manche unerwartete Wendung in Grübeln, Erstaunen und Spannung gleichermaßen gerät, schleichen sich bei der Lektüre (Lach-)Tränen in die Augenwinkel und zaubert sich ein kleines Lächeln auf die Lippen. Dies liegt in erster Linie an den wunderbaren und so typischen schwarz-britischen Humor, der die Seiten regelrecht durchtränkt und "Im Tweedkostüm auf Mörderjagd" zu einer irrwitzig-rasanten Krimikomödie mit dem richtigen Maß an Nervenkitzel macht. Einfach kurzweilige Unterhaltung, die man gerne öfter genießt als an einem kalten (Herbst-)Abend.

Susann Fleischer
27.09.2010

 
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Das Buch:

L.C. Tyler: Im Tweedkostüm auf Mörderjagd. Aus dem Englischen von Sibylle Schmidt

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München: Goldmann Verlag 2010
256 S., € 8,95
ISBN: 978-3-442-47119-5

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