Krimis & Thriller

Dr. Quincys laotischer Kollege

Wir schreiben das Jahr 1977, der Handlungsort ist die erst zwei Jahre zuvor etablierte demokratische Volksrepublik Laos. Dr. Siri, 73 Jahre alt, ist vor einem Jahr zum nationalen (und einzigen) Leichenbeschauer von Laos ernannt worden. Und damit nicht genug: Er ist vom Geist des Hmong-Schamanen Yeh Ming besessen, der ihm ?bernat?rliche Kr?fte verleiht. "Totentanz f?r Dr. Siri" ist der dritte Roman des in London geborenen, jetzt am Golf von Siam lebenden Autors Colin Cotteril um seinen unkonventionellen Protagonisten. Auch hier obliegt es dem Leichenbeschauer von Laos, einen ungew?hnlichen Mordfall aufzukl?ren.

In den Bergen von Vieng Xai ist vor der H?hle, in welcher der sp?tere Pr?sident Kaysone Phomvihane im Jahre 1964 vor den Bombardierungen der US-Airforce Zuflucht suchte und in deren N?he sich jetzt seine Villa befindet, ein Felsblock aus dem Gebirge auf einen frisch angelegten Betonweg gest?rzt. Durch den Aufprall ist im Beton ein frisch mumifizierter Arm zum Vorschein gekommen, der wohl einer Leiche geh?ren muss - und das eine Woche bevor dort die R?ckkehr des Pr?sidenten mit einem bombastischen Konzert gefeiert werden soll!

Dr. Siri und seine Assistentin Dtui erhalten den Auftrag, den Fall m?glichst schnell zu kl?ren. Und Dr. Siri w?re nicht Dr. Siri, wenn ihm dies nicht gel?nge. Die Leiche entpuppt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als die eines Kubaners, was Dr. Siri auf den Plan ruft. Er sucht den Rat seines kubanischen Freundes Dr. Santiago, der das neue Bezirkskrankenhaus bei Xam Neua leitet. Seltsam nur, dass sich in der Klinik von Dr. Santiago k?rzlich eigenartige Vorf?lle h?uften. Und was hat es mit der scheu?lich lauten Discomusik, die Dr. Siri in jeder Nacht in Vieng Xai den Schlaf raubt, auf sich, obwohl es nirgendwo in Vieng Xai eine Disco gibt? Zur selben Zeit hat Dr. Siris zweiter Assistent, Herr Geung, der in Dr. Siris Krankenhaus in Vientiane zur?ckgeblieben ist, ganz andere Probleme ...

Dass "Totentanz f?r Dr. Siri" kein konventioneller Kriminalroman ist, d?rfte der geneigte Leser bereits nach wenigen Kapiteln bemerken. Mindestens genauso wie der bizarre Mord scheint Cotterils detailverliebtes und tiefgr?ndiges Portrait des Lands Laos und seiner Bewohner kurz nach der kommunistischen Macht?bernahme im Vordergrund zu stehen, was "Totentanz f?r Dr. Siri" einen Spannungsbogen verleiht, der sich deutlich von dem eines herk?mmlichen Kriminalromans unterscheidet. Dr. Siris F?higkeit, mit Geistern zu kommunizieren, verleiht dem Roman zudem eine Fantasy-Komponente, die f?r Freunde des Okkulten mit Sicherheit ein gefundenes Fressen ist. 

Wer also einen Krimi sucht, der mit g?ngigen Klischees und Konventionen bricht und ein originelles, unverbrauchtes Szenario aufweist, das trotz der eigentlich ernsten Thematik mit viel Witz und Humor gew?rzt ist, ist bei "Totentanz f?r Dr. Siri" mit Sicherheit an der richtigen Adresse. Doch auch Freunde konventioneller Krimis sollten dem Roman eine Chance geben. Colin Cotterils Stil wird sie mit Sicherheit ?berzeugen, dass das Genre auch bestens ohne viele seiner vermeintlichen Konventionen auskommt. Und wer sich f?r Laos, seine Geschichte und seine Leute interessiert, sollte ohnehin sofort zum n?chsten Buchladen laufen.

Johannes Schaack
31.05.2010

 
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Das Buch:

Colin Cotterill: Totentanz für Dr. Siri. Aus dem Englischen von Thomas Mohr

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München: Manhattan Verlag 2010
318 S., € 17,95
ISBN: 978-3-442-54665-7

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