Krimis & Thriller
Thrillerliteratur, wie sie spannender definitiv nicht sein könnte
Detective Kit McKittrick vom Morddezernat des San Diego Police Department wird in die Seniorenwohnanlage Shady Oaks gerufen. Man hat die Leiche eines fünfundachtzigjährigen Bewohners gefunden, der erstochen wurde. Der Mann hat sich offensichtlich gegen seinen Angreifer gewehrt, und seine Wohnung ist völlig verwüstet worden. Wer hatte es auf Frankie, einen ehemaligen Cop, abgesehen. Und vor allem, warum? War Frankie ein einmaliges Opfer, oder sind die anderen Bewohner von Shady Oaks ebenfalls in Gefahr? Kit McKittrick beginnt mit den Zeugenbefragungen, wird aber schnell ausgebremst. Die meisten Bewohner zeigen sich alles andere als kooperativ. Shady Oaks, so kann Kit erahnen, scheint so einige Leichen im Keller zu haben, doch sie kommt nicht weiter. Vielmehr schon bald an ihre Grenzen. Dabei drängt die Zeit. Und ihr Chef macht zusätzlich Druck.
Spätestens als kurz hintereinander zwei weitere Tote auftauchen: zum einen der Sicherheitschef der Einrichtung, zum anderen Frankies Freund Benny, braucht Kit wohl oder übel ein weiteres Mal die Hilfe des Psychologe Dr. Sam Reeves. Er arbeitet seit einigen Jahren als Freiwilliger in der Wohnanlage, kennt die Bewohner recht gut und pflegt gute Beziehung zu den Angestellten. Ihm vertrauen sie sich an. Und so erfährt Sam so manches, was für den Fall relevant sein könnte. Zum Beispiel dass Frankie einen Sohn hat, mit dem er seit einer halben Ewigkeit keinen Kontakt hat. Oder dass Benny im Besitz einer Münzsammlung im Wert von vier Millionen US-Dollar ist und die offenbar gestohlen wurde. Kit verfolgt zusammen mit Sam mehrere Spuren, aber jede führt in eine Sackgasse. Nicht ihr einziges Problem: Sam weckt Gefühle in ihr, die sie lieber ignorieren würde ...
Spannung, die kaum auszuhalten ist - was Karen Rose schreibt, bringt einen gefährlich nahe an einen Herzinfarkt. Für die physische und psychische Gesundheit des Lesers ist die Lektüre von "Böse Herzen" ein unberechenbares Risiko. Ebenso für dessen bzw. deren Schlaf. Kaum das vorliegende Buch aufgeschlagen, ist an ein Weglegen partout nicht mehr zu denken. Man liest die gut 500 Seiten wie im Rausch, sodass man von der Welt um sich herum nichts mehr mitbekommt. Die US-amerikanische Autorin versteht es aufs Grandioseste, ihren Lesern den Schock ihres Lebens zu verpassen. Nichts desto trotz genießt man jede Seite, jeden Satz ihrer Thriller mit allen Sinnen. Rose ist eben eine Meisterin ihrer Zunft; für so manchen gar die Queen der US-Top-Thrillerladys. Jedenfalls eine Schriftstellerin von einem noch nie dagewesenen Talent! Und deshalb schier nicht zu toppen.
Nervenkitzel wird bei Karen Rose ganz großgeschrieben. In ihren Romanen steckt Thrill-Time pur, sodass stark erhöhte Herzinfarktgefahr bei deren Lektüre besteht. Vom ersten bis zum letzten Satz von "Böse Herzen" liegt bei Puls bei (durchschnittlich) 180 Schlägen pro Minute. Hier wird es nicht spannend, sondern absolut mörderisch. Definitiv nichts für schwache Nerven! Und dennoch: Band zwei der San-Diego-Reihe nicht zu lesen, ist alles andere als eine Option. Thrillerfans kommen um diese Veröffentlichung partout nicht herum; selbst dann nicht, wenn das Leben von einer Nicht-Lektüre abhinge.
Susann Fleischer
11.11.2024